Ärzte fordern frühere Covid-19-Impfung für jüngere Menschen mit Vorerkrankungen

Jüngere Menschen mit Vorerkrankungen sollten ebenfalls als Hoch-Risiko-Patienten eingestuft werden – Foto: ©Girts - stock.adobe.com
Bei der Frage, wer als erstes eine Covid-19-Impfung erhalten soll, ist es mittlerweile gestattet, im Einzelfall vom Priorisierungsschema abzuweichen. Die Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordern, jüngere Menschen mit Vorerkrankungen früher zu impfen.
Aufgrund begrenzter Impfstoffverfügbarkeit kann die Impfung zunächst nur Personengruppen angeboten werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer Covid-19-Erkrankung haben oder die beruflich besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, so lautet die Vorgabe der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut.
Menschen mit Vorerkrankungen auf Platz 3
Seit Ende Dezember 2020 werden Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen, Pflegekräfte und medizinisches Personal sowie Personen im Alter ab 80 Jahren geimpft. Sie haben höchste Priorität. In einer zweiten Etappe werden unter anderen über 70-Jährige, Personen mit Trisomie 21, Demenz oder geistiger Behinderung oder nach einer Organtransplantation folgen.
An dritter Stelle kommen dann unter anderen über 60-Jährige und Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.
Ärzte fordern frühere Impfung für Jüngere mit Vorerkrankungen
Den Ablaufplan hält die DGIM für unzureichend. Hochrisikopatienten auch jüngeren Lebensalters seien nicht berücksichtigt. So sei die Mortalität bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen besonders hoch. Sie sollten eine höhere Impfpriorität erhalten. Die Ärzte fordern folglich eine frühere Impfung für jüngere Menschen mit Vorerkrankungen.
Das schreibt die DGIM in einer gemeinsamen Mitteilung mit weiteren Fachgesellschaften und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften. Patienten mit chronischen Erkrankungen litten auch seelisch besonders an der Bedrohung durch Covid-19, was zu sozialer Isolation und einer reduzierten medizinischen Versorgung führe, so Prof. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM und Internist und Kardiologe aus Würzburg.
Besonders gefährdete Patienten-Gruppen
Zu den besonders gefährdeten Patienten zählen laut DGIM unter anderen Menschen mit folgenden Erkrankungen:
- nicht behandelbare koronare Herzkrankheit, nicht eingestellte Hypertonie, relevante Klappenerkrankungen, Herzinsuffizienz,
- Leukämie, maligne Lymphome, Multiples Myelom, Tumorpatienten, deren Erkrankung nicht in Remission ist oder die eine systemische Therapie erhalten,
- chronische Nierenerkrankung, nierentransplantierte Patienten, Dialysepatienten (Höchst-Risiko-Patienten),
- entzündlich-rheumatische Erkrankungen (Vaskulitiden, Kollagenosen, Gelenkerkrankungen) mit Organ-Beteiligung (Lunge, Herz, Niere), Patienten mit Immundefizienz, entzündliche Darm- und Lebererkrankungen, die einer systemischen Therapie mit Immunmodulatoren bedürfen, Leberzirrhose-Patienten mit Bedarf an systemischen Steroiden,
- Patienten auf der Transplantations-Warteliste, Patienten nach Organtransplantation, Patienten mit Kurzdarmsyndrom und parenteraler Ernährung, Patienten mit Kachexie, Adipositas und Fettlebererkrankung,
- schwere Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie COPD, Lungenfibrose, pulmonale Hypertonie, mit Bedarf an systemischen Steroiden.
Foto: Adobe Stock/Girts