
Der Tuberkulose-Erreger bildet in der Luft einen Verbund und überlebt somit länger in Aerosolen
Viele Krankheitserreger werden über Aerosole, das heißt winzige Partikeln in der Luft, übertragen. Dazu gehören etwa das neuartige Coronavirus SARS-COV-2, Windpocken, Masern und Tuberkulose.
Der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis ist jedoch ein Bakterium und damit viel größer als die genannten Viren. Wie es der TB-Erreger schafft, möglichts lange in der Luft zu überleben, das haben jetzt Wissenschaftler vom Forschungszentrum Borstel -Leibniz Lungenzentrum herausgefunden.
Stärker im Verbund
In der Studie wurden die biophysikalischen Eigenschaften von winzigen Partikeln in der Luft (Aerosolen) untersucht, die zur Verbreitung des TB-Erregers beitragen. Dabei zeigte sich, dass die Bakterien Verbünde bilden, die sie lange überlebensfähig machen. „Einzelne Mykobakterien bilden zwar kleinere Aerosole und können so längere Strecken in der Luft zurücklegen, miteinander verbundene Mykobakterien bleiben aber länger lebendig“, so das Fazit der Studie. Zudem wurde gezeigt, dass sich in den Aerosolpartikeln aus Mykobakterien-Verbänden auch Bestandteile toter Wirtszellen befinden, wie sie in der Lunge Tuberkulosekranker vorkommen.
Die Daten könnten Aufschluss liefern, welche Aerosolzusammensetzung ein erhöhtes Infektionsrisiko für den Menschen mit sich bringen kann.
Viren empfindlichen gegenüber Umwelteinflüssen
Informationen zur Ausbreitung von Krankheitserregern über Aerosole sind momentan von großem Interesse. Allerdings ist völlig offen, ob sich die Erkenntnisse zum Tuberkulose-Erreger auf den das Coronavirus übertragen lassen. Viren gelten als deutlich empfindlicher, da sie auf den Schutz durch Feuchtigkeit angewiesen sind und relativ schnell austrocknen. Bakterien hingegen sind robuster gegenüber Umwelteinflüssen.
Die Studie „Enhanced tenacity of mycobacterial aerosols from necrotic neutrophils““ wurde Anfang Juni im Fachjournal “Scientific Reports” veröffentlicht.
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