ADHS: Medikamente verhindern Autounfälle

Wer unter ADHS leidet, ist öfter in Verkehrsunfälle verwickelt – Foto: ©nandyphotos - stock.adobe.com
ADHS-Patienten haben oft Probleme mit ihrer Konzentration und neigen nicht selten zur Impulsivität. Dass sich das auch beim Autofahren niederschlagen könnte, ist eine naheliegende These. Und tatsächlich konnten schon mehrere Studien zeigen, dass Erwachsene, die unter ADHS leiden, deutlich häufiger in schwere Verkehrsunfälle verwickelt sind als Gleichaltrige ohne ADHS. Eine schwedische Studie konnte zudem belegen, dass Betroffene seltener Verkehrsunfälle verursachen, wenn sie ihre Medikamente einnehmen; vor allem bei Männern erwies sich dieser Zusammenhang als deutlich. Nun wollten die Wissenschaftler überprüfen, ob sich ähnliche Zusammenhänge auch in einer größeren Analyse mit Hilfe von Daten US-amerikanischer Patienten auffinden lassen.
ADHS-Patienten häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt
Für ihre Studie werteten die Forscher um Dr. Zheng Chang vom Karolinska-Institut in Stockholm die Daten von rund 2,3 Millionen erwachsenen Amerikanern aus, die entweder eine ADHS-Diagnose hatten oder Medikamente gegen ADHS bekamen. Dabei verglichen sie die Angaben, wann die Patienten Medikamente erhielten, mit den Zeiten, in denen sie aufgrund eines Verkehrsunfalls, bei dem sie selbst am Steuer eines Fahrzeugs saßen, in einer Klinik aufgenommen wurden.
Im Vergleich mit einer gleichaltrigen Kontrollgruppe zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit für schwere Verkehrsunfälle bei Männern mit ADHS um 49 Prozent und bei Frauen um 44 Prozent erhöht war. Nahmen die Patienten jedoch Medikamente gegen ihre Erkrankung ein, war das Risiko im Vergleich zu denjenigen, die keine Medikation erhielten, bei Männern um 12 Prozent und bei Frauen um 14 Prozent niedriger.
Medikamente stärken Konzentration und Aufmerksamkeit
Noch aussagekräftiger waren die Zahlen jedoch, wenn man das Risiko für Verkehrsunfälle bei jedem einzelnen Patienten ermittelte. Demnach war die Gefahr für einen Verkehrsunfall bei Männern in Monaten ohne ADHS-Medikation um 38 Prozent, bei Frauen um 42 Prozent höher als in den Zeiten, in denen sie Medikamente erhielten. Den Berechnungen der Forscher zufolge ließen sich 22 Prozent der schweren Verkehrsunfälle dadurch erklären, dass die Patienten keine Arzneimittel gegen ihre Erkrankung einnahmen.
Eine klare kausale Beziehung kann die Studie zwar nicht beweisen. Doch da Medikamente gegen ADHS direkt in neurobiologische Prozesse eingreifen und Konzentrationsvermögen und Aufmerksamkeit verbessern können, ist ein Zusammenhang durchaus wahrscheinlich. Allerdings gilt dies offenbar nicht für alle Medikamente. So konnten die Forscher bei Amphetamin-Präparaten sogar einen Rebound-Effekt feststellen, nämlich immer dann, wenn der Wirkspiegel sank. Die Studienautoren plädieren dafür, dass solche Effekte von den behandelnden Ärzten stärker berücksichtigt werden.
Foto: © nandyphotos - Fotolia.com