ADHS-Medikamente erhöhen Herz-Kreislauf-Risiko
Viele Eltern in Deutschland sind der Meinung, dass ihre Kinder übermäßig zappelig, laut oder unkonzentriert seien, und wenden sich deswegen an einen Arzt. Wenn dann die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) gestellt wird, ist der Schritt zur Verschreibung von Medikamenten meist nicht weit. Für Eltern und Lehrer kann das eine Erleichterung sein, doch die Kinder werden damit unter Umständen einigen nicht unerheblichen Nebenwirkungen ausgesetzt.
In der Regel wird ADHS mit Wirkstoffen behandelt, welche die Wirkung von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn verstärken; meistens sind das Amphetaminpräparate oder Methylphenidat. Dabei können Nebenwirkungen wie beispielsweise beschleunigter Puls, Herzrasen oder erhöhter Blutdruck auftreten. Doch nicht nur das: ADHS-Medikamente erhöhen auch das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie beispielsweise die Koronare Herzerkrankung oder sogar einen Herzinfarkt zu erleiden, wie jetzt eine Studie von Forschern um Søren Dalsgaard von der Aarhus Universität (Dänemark) ergab.
Signifikante Erhöhung des Herz-Kreislauf-Risikos
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von insgesamt 714.258 Kindern aus dem zentralen dänischen Personenregister. Bei 8.300 dieser Kinder wurde die Diagnose ADHS gestellt. Andere Erkrankungen und Risikofaktoren rechneten die Forscher aus ihrer Statistik heraus. Die Forscher stellten fest, dass Kinder, die ADHS-Medikamente einnahmen, häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen erlitten als andere. Zwar war die Erhöhung des Risikos nur gering, aber doch statistisch signifikant.
Die Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass das kardiovaskuläre Risiko mit zunehmender Dosis stieg. Die Forscher geben zu bedenken, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwar auch unter Einnahme von ADHS-Medikamenten immer noch selten seien, angesichts der hohen Verordnungszahlen dieser Medikamente seien die Ergebnisse jedoch epidemiologisch durchaus relevant und sollten in der künftigen Erstellung von Leitlinien Beachtung finden. Vor allem aber müssten die klinische Relevanz der Nebenwirkungen und die Zusammenhänge zwischen Anwendungsdauer und Dosis noch besser erforscht werden.
ADHS-Diagnose immer häufiger
Bei immer mehr Kindern in Deutschland wird die Diagnose ADHS gestellt. Zum Teil wird schon von einer ADHS-Epidemie gesprochen. Laut der Krankenkasse Barmer GEK wird bei durchschnittlich ein bis zwei Kindern pro Schulklasse eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADS oder die Variante mit Hyperaktivität ADHS diagnostiziert - insgesamt sind das eine Million Kinder und Jugendliche. Davon bekommt etwa die Hälfte Medikamente. Experten sind der Meinung, dass die meisten der betroffenen Kinder gar keine Medikamente, sondern ein entsprechendes Umfeld und eine stärkere Förderung benötigen.
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