ADHS bei Erwachsenen: Methylphenidat überlegen
Bei etwa zwei Prozent der Erwachsenen bleibt eine in der Kindheit aufgetretene Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bestehen. Sie führt häufig zu massiven sozialen Problemen und psychischen Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen.
Über die wirksamste Form der Behandlung von erwachsenen ADHS-Patienten bestand bislang Unklarheit. Ist eine medikamentöse Therapie mit Methylphenidat erforderlich, oder ist eine passgenau auf die Störung ausgerichtete Gruppen-Psychotherapie beziehungsweise eine Kombination beider erfolgversprechender?
ADHS bei Erwachsenen: Methylphenidat oder Gruppentherapie?
Die bislang weltweit größte Studie dazu wurde unter Leitung von Prof. Alexandra Philipsen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg an sieben deutschen Universitätskliniken gleichzeitig durchgeführt. Sie erschien im Fachjournal JAMA Psychiatry.
Bei 419 erwachsenen ADHS-Patienten wurde untersucht, ob eine zwölfmonatige spezifische Gruppen-Psychotherapie mit insgesamt 22 Sitzungen bessere Ergebnisse erbringt, wenn sie mit einer Methylphenidat-Medikation kombiniert wird. Zum Vergleich wurden statt der Gruppentherapie 22 unterstützende Einzelgespräche durchgeführt, die nicht spezifisch auf ADHS ausgerichtet waren.
ADHS bei Erwachsenen: Medikament überlegen
„Es zeigte sich, dass eine Methylphenidat-Medikation einer ADHS-Gruppentherapie überlegen war. Entgegen der Hypothese wurde die Wirkung der Medikation auch nicht durch eine zusätzliche Gruppen-Psychotherapie verbessert“, sagt Prof. Philipsen. Der hohe Stellenwert der Medikation zeigte sich auch, wenn man die unterstützende Einzelgesprächs-Therapie mit Methylphenidat kombinierte.
„Die Studie zeigt, dass die hier angewandten psychologischen Behandlungen nicht ausreichend erfolgreich sind, um eine Medikation zu ersetzen“, sagt Prof. Mathias Berger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, in einer Mitteilung der Universität.
Nach Ansicht der Forscher sollte in weiteren Studien geprüft werden, ob aufwändigere, ADHS-spezifische Einzeltherapien bessere Einjahres-Ergebnisse erbringen als die zurzeit stark favorisierten Gruppentherapien.
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