Abnahme von Östradiol in der Menopause beschleunigt Alterung von Frauen
Östradiol ist das wichtigste der drei natürlich produzierten Östrogene im weiblichen Körper. Es hat viele Funktionen – vor allem aber trägt es entscheidend zur Erhaltung des weiblichen Fortpflanzungssystems bei.
Auch Männer produzieren Östradiol, allerdings in viel geringeren Mengen. Bei beiden Geschlechtern wird Östradiol zusätzlich durch Fettgewebe, das Gehirn und in den Wänden der Blutgefäße produziert. Außerdem wirkt es gefäßerweiternd und antioxidativ.
Mehr Bauchfett, weniger Sexualhormone
Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig wollten jetzt wissen, wie sich Sexualhormone und Körpergewicht auf das emotionale und kognitive Wohlbefinden von Frauen auswirken. Von Bauchfett ist bekannt, das es Risiken für kognitive Beeinträchtigungen im späteren Lebensalter birgt. „Unser Ziel war es, zu untersuchen, ob überschüssiges Organfett mit einer Verringerung der strukturellen Netzwerke sowie der Speicherleistung unseres Gehirns über die gesamte Lebensdauer verbunden ist. Wir wollten auch herausfinden, ob dieses Wechselspiel durch Östradiol beeinflusst werden kann“, sagt Studienautorin Rachel Zsido.
Gedächtnis lässt nach
Zsido und ihre Kollegen haben deshalb einen großen Datensatz gesunder Erwachsener im Alter zwischen 20 und 80 Jahren der LIFE-Studie untersucht. Darunter waren 501 Männer und 473 Frauen. Dabei analysierten die Forscher Gehirnstruktur und das Körperfett der Probanden auf MRT-Bildern sowie die Gedächtnisleistung und den Östradiolspiegel im Blut.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass vermehrtes Organfett den negativen Einfluss des Alterns auf Hirnnetzwerke bei Männern und Frauen verstärkt. Wir haben außerdem festgestellt, dass Männer dieses Organfett früher ansetzen, während Frauen vor allem in der Lebensmitte davon betroffen sind“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Östradiol-Spiegel sinkt schon vor den Wechseljahren
Ein weiterer Befund der Studie: Durch die Abnahme von Östradiol in dieser mittleren Lebensphase wird der normale Alterungsprozess beschleunigt. „Wir haben uns eine Untergruppe von Frauen im Alter von 35 bis 55 Jahren genauer angesehen und festgestellt, dass ein niedriger Östradiolwert mit einer schwächeren Gedächtnisleistung während der Mitte des Lebens einhergeht“, ergänzt Julia Sacher. Das sei auch die Lebensphase, in dem der Übergang in die Menopause stattfindet, die anfangs durch abrupte Östradiolschwankungen und schlussendlich durch den Stopp der Fortpflanzungsphase gekennzeichnet sei.
Umgekehrt scheint es so zu sein, als würde Östradiol das Gehirn von Frauen während der Lebensmitte vor strukturellen Schäden an der Grauen Substanz schützen.
Nach Meinung der Forscher bietet die Phase vor der Menopause daher ein wichtiges Zeitfenster, um eine beschleunigte Alterung des Gehirns und damit die Entwicklung neurodegenerativer Krankheiten wie Demenz oder Depression bei Frauen zu verhindern.
Foto: pixabay