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5. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit: Umfassende Qualitätsanstrengungen im Gesundheitsbereich erforderlich

Dienstag, 7. Februar 2012 – Autor:
450 Entscheider aus Gesundheitspolitik, Kliniken und Kran­kenkassen haben am 24. und 25. November in Berlin darüber beraten, wie die Qualität im Gesundheits­bereich substantiell verbessert werden kann.
5. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit

5. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit

"Die Bundesregierung unterstützt mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes die Hygienequalität in den Krankenhäusern", unterstrich der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Thomas Ilka. Dies ist aber nur ein Teil der umfassenden Qualitätsanstrengungen der Bundesregierung. Die Qualitätsberichte der Kliniken müssen ab 2013 jährlich veröffentlicht werden und der Gemein­same Bundesausschuss (G-BA) kann auf die bei den Krankenkassen vorliegenden Routinedaten zu­greifen. Dies ist zentrale Voraussetzung für eine Bewertung der Behandlungsqualität zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Bis Mitte 2012 wird zudem ein Gutachten des BMG zu den Möglichkeiten der Honorierung medizinischer Leistungen unter Qualitätsgesichtspunkten erwartet, so Staatssekretär Thomas Ilka.

Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, als Geschäftsführer des AQUA-Instituts mit der intersektoralen Qualitätssicherung durch den G-BA beauftragt, findet, dass Qualität eine höhere Priorität bei den Verhandlungen zwischen Kassen und Leistungserbringern haben solle und fügt hinzu: "Wenn es gelingt, die intersektorale Qualitätssicherung mit Hilfe von Routinedaten umzusetzen, spielt Deutschland in der Champions-League der Qualitätssicherung."     

"Qualität in der Gesundheitsversorgung hängt zentral von einer ausreichenden Anzahl an gut ausge­bil­deten Ärzten ab", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Helge Braun, MdB. Mit Blick auf die hohe Anzahl von Ärzten, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, und die zunehmende Teilzeitarbeit müssen mehr als 70.000 Ärztegewonnen bzw. Fachärzte ausgebildet werden.    

Qualitätsverlust im Gesundheitswesen

Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, ist der Auffassung, dass "wir in Deutschland an Qualität im Gesundheitswesen verlieren." Dies liegt im Wesentlichen an der Trennung zwischen der stationären und ambulanten Versorgung mit ihren unterschiedlichen Planungs- und Entgeltsystemen sowie an der mangelnden Kooperationsbereitschaft und Interdisziplinarität zwischen den medizinischen Fachrichtungen. Dr. Straub verwies beispielsweise auf den Verlust von transplan­tierten Organen, die auf Grund der unzureichenden intersektoralen Verzahnung in Deutschland verloren gehen. Überdies sind  die Erfolge in der onkologischen Behandlung in Deutschland im internationalen Vergleich nur durchschnittlich.
 
Ulf Fink, Vorsitzender von Gesundheitsstadt Berlin e.V., machte deutlich, dass in deutschen Kranken­häusern pro Jahr 17.000 Menschen aufgrund vermeidbarer Fehler sterben - fast viermal so viel wie im deutschen Strassenverkehr. Erforderlich ist aus seiner Sicht eine konsequente Weiterent­wicklung des gesamten Gesundheitssystems unter Qualitätsgesichtspunkten. Dies ist, so Fink, "eine dauernde und niemals endende Aufgabe." Wesentlich ist zudem, "dass sich die Qualitätssicherung stärker an Ergebnissen ausrichtet und verbindlicher umgesetzt wird."         

Zertifikate wenig aussagekräftig

Kritisch wurde während des Kongresses der "Wildwuchs der Zertifikate" in Kliniken erörtert. Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann, ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische Infor­ma­tions­verarbeitung der Universität Tübingen, stellte die Frage, "wie aussagefähig Zertifikate sind."  Hierzu gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Viele Zertifikate sind durch die Leistungserbringer selbst definiert und es ist unklar, welche Effekte dies auf Qualitäts­steigerungen hat. "Das Vertrauen in die Zertifikate und die Träger der Zertifizierungsverfahren muss gestärkt werden", so die Forderung von Herrn Professor Selbmann.

"Patienten müssen stärker in die Qualitätsbeurteilung einbezogen werden", ist die zentrale Forderung von Frau Dr. Ilona Köster-Steinbach, Referentin Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen, Verbraucherzentrale Bundesverband. Im Jahre 2009 sind, so Frau Dr. Köster-Steinebach, zehn Prozent aller Kliniken auffällig gewesen  - hierzu gibt es aber seitens der Patienten keine Bewertungen. Frau Dr. Köster-Steinebach ist der Auffassung, dass "patientenrelevante Ergebnisse definiert und in die externe Qualitätssicherung einbezogen werden müssen."       

Transparenz verbessert

Die in Deutschland aufgebauten Krankenhausportale und Klinikführer haben die Transparenz der Qualität in der medizinischen Versorgung verbessert. Nach Herrn Prof. Dr. Max Geraedts, Leiter des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Universität Witten/Herdecke, haben knapp 40 Prozent der Versicherten solche qualitätsvergleichenden Informationen gesehen und rund zehn Prozent aller Versicherten nutzen diese Transparenzangebote für ihre Auswahlprozesse; ein ähnlich hoher Anteil der Ärzte greift auf diese Informationen im Rahmen der Patientenberatung zurück. Den grössten Effekt dürften qualitätsvergleichende Angebote auf die Kliniken selbst haben, schätzt Professor Geraedts. Viele Hospitäler nutzen diese Informationen für die strategische Weiterentwicklung ihres Leistungsangebots.

Ab dem Jahr 2012 wird die Transparenz des medizinischen Leistungsgeschehens in Klinken noch besser; von aktuell 32 werden dann 182 Qualitäts-Indikatoren der Krankenhäuser in den Qualitäts­berichten veröffentlicht.

Der 6. Nationale Qualitätskongress Gesundheit findet am 29. und 30. November 2012 in Berlin statt.

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