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40 Prozent aller neuen Krebsfälle durch gesunden Lebensstil vermeidbar

Montag, 2. August 2021 – Autor:
Krebs ist oft Zufall und die Wahrscheinlichkeit, ihn zu bekommen, steigt mit dem Alter. Für mindestens sieben Arten von Krebs aber lässt sich das Erkrankungsrisiko durch eine Abkehr von gesundheitsschädlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten deutlich nach unten schrauben. Darauf macht die Deutsche Krebshilfe aufmerksam.
Dicker Mann sitzt auf dem Sofa vorm Fernseher mit Chips und Donuts.

Übergewicht, Bewegungsmangel, industriell verarbeitetes Essen: Das sind schon mal drei typische Risikofaktoren, die die Entstehung von Krebs begünstigen können. Die Alternative: Normalgewicht anstreben oder halten, 30 Minuten körperliche Aktivität am Tag, frisches Essen mit viel Obst und Gemüse. – Foto: AdobeStock/Africa Studio

Krebs: Eine halbe Million Menschen werden in Deutschland jedes Jahr mit dieser Diagnose konfrontiert. Über vier Millionen leben mit dieser Krankheit. So schicksalshaft sie sein kann, so groß scheinen auch die Möglichkeiten zu sein, durch einen bewussten Lebensstil sein Erkrankungsrisiko zu senken. Rund 40 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden. „Diese drei Zahlen machen deutlich: Krebs ist und bleibt ein zentrales Gesundheitsproblem unserer Gesellschaft. Sie zeigen aber auch ein enormes Potenzial: Mit einem gesundheitsbewussten Verhalten kann jeder sein individuelles Krebsrisiko senken“, sagt Gerd Nettekoven, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe.

Faktoren für Krebsentstehung: Zufall, Alter, Lebensstil

Krebs kann jeden treffen, denn der Zufall spielt bei dieser Erkrankung eine wichtige Rolle – und außerdem das Alter. „Je älter der Mensch wird, desto mehr Fehler sammeln sich in seiner Erbinformation an; eine Krebserkrankung wird daher wahrscheinlicher“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Von den etwa 510.000 Menschen, die derzeit pro Jahr in Deutschland eine Krebsdiagnose erhalten, fällt der größte Anteil laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten auf die Gruppe der über 65-Jährigen.

Welche Krebsarten sich aktiv verhindern lassen

Obwohl Krebsprävention leider nicht mechanisch funktioniert und ein gesunder Lebensstil keine absolute Garantie gibt, kann man zumindest für bestimmte Krebsarten die Wahrscheinlichkeit senken zu erkranken. „Mit überzeugender Evidenz" gilt dies laut Studien für folgende Tumorerkrankungen:

  • Blasenkrebs
  • Speiseröhrenkrebs
  • Magenkrebs
  • Dickdarmkrebs
  • Nierenkrebs
  • Gebärmutterkörperkrebs
  • Brustkrebs nach den Wechseljahren.

(Quelle: Deutsche Krebshilfe)

Fünf Verhaltenstipps für die persönliche Anti-Krebs-Strategie

Zu den persönlich beeinflussbaren Ursachen von Krebs gehören laut AOK vor allem mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung und Übergewicht, Rauchen, Alkohol und UV-Strahlung. Hier die Präventionsmöglichkeiten im Detail:

1. Größtes vermeidbares Krebsrisiko: Rauchen

Tabakrauch enthält nachweislich krebserregende Substanzen und ist das größte vermeidbare Krebsrisiko – und das nicht nur für Lungenkrebs. Es lohnt sich in jedem Alter, Nichtraucher zu werden – jedes Jahr zählt. „Wer dennoch nicht darauf verzichten kann, sollte es zum Schutz anderer, vor allem von Kindern, unbedingt in Innenräumen oder im Auto unterlassen“, sagt AOK-Ärztin Debrodt. Wer Rücksicht nimmt und darauf verzichtet, in Gegenwart anderer zu rauchen, schützt seine Mitmenschen, denn: Auch Passivraucher haben unverschuldeterweise ein erhöhtes Krebsrisiko.

2. Frisch kochen, wenig Fleisch und Salz, Normalgewicht halten

Viel Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse essen: Diese Ernährungsstrategie ist ein wichtiger Faktor, um sich vor Tumorerkrankungen zu schützen. Dazu gehört auch: auf industriell hochverarbeitete beziehungsweise kalorienreiche Lebensmittel, die viel Zucker und Fett enthalten, möglichst verzichten. Wenig rotes Fleisch, Wurst und Schinken oder salzreiche Kost verzehren. Ganz wichtig: das persönliche Normalgewicht halten. „Zwischen Übergewicht und dem Risiko für mindestens 13 Krebsarten ist ein Zusammenhang nachgewiesen worden“, so die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC). Dazu gehören die in Deutschland so häufigen Krebserkrankungen des Dick- und Enddarms sowie Brustkrebs nach den Wechseljahren.

3. Mindestens 30 Minuten Bewegung täglich

Schätzungsweise etwa sechs Prozent der Krebsneuerkrankungen der 35- bis 84-Jährigen gingen 2018 in Deutschland auf geringe körperliche Aktivität zurück. Menschen, die sich regelmäßig bewegen, senken ihr Risiko für einige der häufigsten Krebsarten. So konnte in Studien belegt werden, dass Bewegung beziehungsweise Sport das Risiko für Dickdarmkrebs und wahrscheinlich für Brust- und Gebärmutterkörperkrebs senkt. Auch bei anderen Krebsarten wird vermutet, dass Bewegung einen präventiven Einfluss hat – und zwar schon ab mindestens 30 Minuten täglich.

4. Wenig oder keinen Alkohol trinken

Alkoholkonsum steht in Verbindung mit zahlreichen Krebsarten, darunter Mund-, Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Brust-, Darm-, und Leberkrebs. Der beste Schutz ist der Verzicht auf Alkohol. Und wer trinkt, sollte maßvoll trinken. Nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten Männer nicht mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen – und Frauen nicht mehr als zehn Gramm. Zehn Gramm Alkohol stecken zum Beispiel in einem Glas Bier (280 bis 330 ml), Wein (150 bis 180ml) oder Schnaps (30 bis 40ml). „Die Angaben heißen aber nicht, dass man täglich so viel trinken sollte“, stellt AOK-Ärztin Debrodt klar. „An mindestens zwei bis drei Tagen pro Woche, sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden.“

5. Vorsicht vor UV-Strahlung!

Die UV-Strahlung der Sonne ist erwiesenermaßen krebserregend. Sonnencreme mit ausreichenden Lichtschutzfaktor je nach Hauttyp, abdeckende Kleidung und der überwiegende Aufenthalt im Schatten sind der beste Weg, um Hautkrebs zu vermeiden. Das gilt insbesondere für Kinder. Auch der Gang ins Solarium sollte unterbleiben.

Sonderfall: Krebsprävention durch Impfung (Hepatitis B, HPV)

Eine Besonderheit ist die Option, sich gegen Krebs präventiv impfen zu lassen. Dies ist bei einigen wenigen Krebsarten möglich. Werden bereits Neugeborene gegen Hepatitis B geimpft, senkt man das Risiko für Leberkrebs. Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) reduziert bei Mädchen und Jungen das Krebsrisiko für Gebärmutterhalskrebs,  Penis- und Analkrebs, Vulva- und Scheidenkrebs sowie sogenannte Kopf-Hals-Tumoren.

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
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