300 Kliniken im roten Bereich
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hat sich seit 2010 verschlechtert. Mittlerweile seien rund 300 Kliniken von Insolvenz bedroht, viele der betroffenen Kliniken könnten aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr über Jahre weitergeführt werden, sagte Studienautor Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), gestern auf dem Hauptstadtkongress in Berlin.
Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren etwa 10 Prozent der Häuser im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, heute sind es 15 Prozent. Um die Investitionsfähigkeit der Kliniken sei es ebenfalls schlecht bestellt: Nur rund die Hälfte von ihnen erwirtschafteten ausreichende hohe Erträge, um ihre Unternehmenssubstanz zu erhalten. Auch langfristig werden die Kosten voraussichtlich stärker steigen als die Erlöse, meinte Boris Augurzky.
Das RWI, das Institute for Healthcare Business GmbH und das Beratungsunternehmen Accenture haben den "Krankenhaus Rating Report 2012" gemeinsam erstellt. Deie Analyse basiert auf einer Stichprobe von 705 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2009, die insgesamt 1.057 Krankenhäuser umfassen, sowie 286 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2010.
Öffentlich-rechtlichen Kliniken geht es wirtschaftlich am schlechtesten
Dem Bericht zufolge schneiden kleinere Häuser bezüglich der wirtschaftlichen Lage schlechter ab als grosse oder mittelgrosse. Kliniken mit einem hohen Spezialisierungsgrad stehen signifikant besser da als solche mit einem geringen. Betrachtet man die wirtschaftliche Situation nach Trägern, schneiden öffentlich-rechtliche Kliniken durchschnittlich schlechter ab als freigemeinnützige oder private. So lagen im Jahr 2010 18 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im "roten Bereich", aber nur 9 Prozent der freigemeinnützigen und 2 Prozent der privaten. Allerdings gebe es grosse Unterschiede bei den öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern und Häuser mit sehr guten Betriebsergebnissen, sagte Augurzky.
Zusammenhang zwischen Fallzahl und Qualität der Leistung
Der Krankenhaus Rating Report 2012 zeigt auch einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit, Qualität und Patientenzufriedenheit auf: Demnach weisen Häuser mit qualitativen Auffälligkeiten ebenso ein schlechteres Rating auf wie solche mit geringer Patientenzufriedenheit. Der erstmals untersuchte Zusammenhang zwischen Managementstrukturen und dem Rating der Krankenhäuser zeigt, dass bessere Managementstrukturen mit einer besseren Ertragslage einhergehen. Für die Indikationen Bauchaortenaneurysma ohne Ruptur und der hüftgelenknahen Femurfraktur konnte ausserdem erstmals gezeigt werden, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Zahl der Fälle und der medizinischen Qualität gibt.
Foto: Schmidt-Dominé/Wiso