
Heuschnupfen (fachsprachlich: Pollinose) ist eine saisonal auftretende Allergie gegen Pflanzenpollen. Typische Symptome sind Fließschnupfen, häufiges Niesen und gereizte Augen. – Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
Für Menschen, die gegen Gräserpollen allergisch sich, beginnt die Saison gerade abzuklingen. Für Beifuß-Allergiker geht sie jetzt erst richtig los. Vor allem für viele Erwachsene wird es in diesem Jahr die erste Heuschnupfen-Saison in ihrem Leben sein. Eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat sich mit Trends im Allergiegeschehen beschäftigt und kommt zu dem Schluss: Die Heuschnupfen-Häufigkeit bei Kindern von 0 bis 10 sinkt seit Jahren stetig – der Anteil erkrankter Erwachsener dagegen nimmt immer mehr zu. Ein zweiter Trend: Je städtischer der Wohnort desto größer die Allergiegefahr. Entsprechend sieht das Zi in Umwelteinflüssen einen maßgeblichen Faktor für das Auftreten allergischer Erkrankungen.
Fünf Millionen Heuschnupfen-Diagnosen im Jahr
Bei mehr als fünf Millionen oder 7,1 Prozent der gesetzlich Versicherten wurde im aktuellsten Statistikjahr 2019 Heuschnupfen diagnostiziert. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden 4,2 Millionen Versicherte aufgrund von Heuschnupfen behandelt. Laut Zi stieg die Zahl der Erkrankten damit innerhalb eines Jahrzehnts um 19 Prozent an.
Heuschnupfen: Klares Stadt-Land-Gefälle
Die dokumentierte Heuschnupfen-Häufigkeit zeigte im Untersuchungszeitraum 2010 bis 2019 durchgängig ein klares Stadt-Land-Gefälle. In dünn besiedelten ländlichen Kreisen war die Erkrankungshäufigkeit mit 6,6 Prozent am niedrigsten. Mit dem Urbanitätsgrad des Wohnortes stieg diese kontinuierlich an – auf 7,8 Prozent in kreisfreien Großstädten.
Kurios: Kinder in Großstädten haben seltener Heuschnupfen
Das Interessante an den Ergebnissen des Versorgungsatlas ist: Das Stadt-Land-Gefälle geht in der Mehrheit der Altersgruppen wohl zu Lasten der Stadtbewohner. Nur: In einer Altersgruppe verhält es sich genau umgekehrt: bei Kindern und Jugendlichen sowie bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 0 und 24 Jahren. „Für diese Gruppe wurden – im starken Gegensatz zu allen anderen Altersgruppen – in kreisfreien Großstädten, also den Regionen mit dem höchsten Urbanitätsgrad, die niedrigsten Erkrankungshäufigkeiten dokumentiert“, heißt es im Versorgungsatlas. Laut Zi konnte damit für Deutschland zum ersten Mal gezeigt werden, dass der Urbanitätsgrad der Wohnregion je nach Altersgruppe eine sehr unterschiedliche Bedeutung für die dokumentierte Erkrankungshäufigkeit hat.
Heuschnupfen: Immer mehr ein Problem im Erwachsenenalter
Kinder und Erwachsene unterscheiden sich demnach aber nicht nur bei der größeren Häufigkeit in städtischen gegenüber ländlichen Regionen, sondern auch bei der Entwicklung der Heuschnupfen-Häufigkeit überhaupt. Während im Zeitverlauf seit 2010 immer weniger Kinder im Alter 0 bis 10 Jahre betroffen waren, stieg der Anteil erkrankter Erwachsener an.
„Zusammenhang von Umwelteinflüssen und Heuschnupfen“
Der Bericht gründet auf der Datenbasis der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2010 bis 2019 auf den geographischen Ebenen Bund, Landkreise und kreisfreie Städte. Berücksichtig wurden alle gesetzlich Versicherten, die in dieser Zeit die vertragsärztliche Versorgung in Anspruch genommen haben. Zwei Kernergebnisse schält das Zentralinstitut aus der Datenanalyse heraus:
- Weil Erwachsene immer häufiger an Heuschnupfen erkranken, kann auch für diese Altersgruppe inzwischen von einer „Volkskrankheit“ gesprochen werden.
- Signifikante Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen bei der Häufigkeit von Heuschnupfen weisen zudem darauf hin, dass Umwelteinflüsse am Wohnort von großer Bedeutung für das Auftreten der Erkrankung sein können.
Was genau ist eigentlich „Heuschnupfen“?
Heuschnupfen (Pollinose) ist laut Zentralinstitut eine saisonal auftretende Allergie gegen Pflanzenpollen. Typische Symptome sind Fließschnupfen, häufiges Niesen und gereizte Augen. Heuschnupfen ist die häufigste Form der allergischen Rhinitis und kann in allen Altersgruppen auftreten.