Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

170.000 Pflegebedürftige im Jahr 2030: Berlin will Pflegemangel begegnen

Mittwoch, 20. August 2014 – Autor: Michael Schulz
Der Berliner Senat setzt sich für eine Weiterentwicklung der Pflegeberufe und die Gewinnung von Fachkräften ein. Damit soll dem Pflegemangel begegnet werden. Für die Pflege-Wohngemeinschaften fordert Senator Czaja eine umfassende Qualitätskontrolle.
Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf attraktiver gestalten

Berlin will Pflegemangel begegnen und die Pflege-Wohngemeinschaften besser kontrollieren

Ein Bericht an das Abgeordnetenhaus, den der Senat auf Vorlage von Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) jetzt beschlossen hat, enthält die Maßnahmen, mit denen Berlin das „Pflegepersonal stärken und dem Pflegemangel begegnen“ will.

Reagiert werden soll damit auf die zunehmend älter werdende Bevölkerung, die besonders den Bereich der Pflege vor neue Herausforderungen stelle. Bis zum Jahr 2030 rechnet Berlin mit rund 170.000 pflegebedürftigen Menschen. Derzeit sind es etwa 107.000.

Das führe zu einem weiter steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der Pflege. Dagegen „stehen dem Ausbildungsmarkt in der Altenpflege im Moment noch nicht genügend junge Menschen zur Verfügung“, betont Czaja.

Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf attraktiver gestalten

Um mehr Pflegefachkräfte zu gewinnen und die Pflegeberufe zukunftsgerecht weiterzuentwickeln, „haben wir eine Reihe von Maßnahmen entwickelt“, führt der Senator aus. Dazu gehöre, die Rahmenbedingungen sowohl für die Ausbildung von Pflegefachkräften als auch für den Beruf attraktiver zu gestalten.

Wichtig sei es, so der Senator weiter, „den Pflegekräften mehr Wertschätzung entgegenzubringen“. Hier habe man 2014 mit der Steigerung der Vergütungen um 3 Prozent für die ambulanten Pflegekräfte ein wichtiges Signal gesetzt.

Kampagne „Gepflegt in die Zukunft“ stößt auf große Resonanz

„Die Kampagne 'Gepflegt in die Zukunft' stößt auf große Resonanz und wird dazu beitragen, die Ausbildungszahlen in Berlin weiter zu erhöhen“, zieht Czaja ein erstes Fazit einer Maßnahme aus diesem Jahr.

Ziel der 2011 gestarteten Initiative „Für ein gutes Leben im Alter in Berlin – Qualitäts- und Qualifizierungsoffensive für Fachkräftesicherung in der Altenpflege“ sei es, die Bedingungen in der Pflege und insbesondere in der Altenpflege zu verbessern.

Wiedereinführung der Pflegehelferinnen- und Pflegehelferausbildung

Neu in Berlin sei die Ausbildung zum Sozialassistenten mit der Spezialisierung Pflege. Zudem sei die Wiedereinführung der Pflegehelferinnen- und Pflegehelferausbildung geplant. Um Versorgungslücken in der Pflege abzufedern, könne auch die Zuwanderung von qualifiziertem Pflegefachpersonal eine Chance sein, so Czaja. Begegnet werde dem mit einer aktiven Willkommenskultur.

Berlin will kürzere Ausbildungszeiten und mehr Nachqualifizierung

Auf Fachministerebene der Länder wirbt Berlin für kürzere Ausbildungszeiten und für die bessere Erschließung von Potenzialen zur Nachqualifizierung in der Altenpflege. Die Ausbildung soll zudem berufsbegleitend und in weniger als drei Jahren möglich sein, wenn entsprechende Erfahrungen mitgebracht werden, betont Czaja.

Außerdem müsse es gelingen, die vorhandenen Pflegefachkräfte länger im Beruf zu halten und diejenigen mit reduzierter Arbeitszeit wieder für eine Vollzeitstelle zu gewinnen. Dazu bedarf es häufig besserer Arbeitsbedingungen, bei denen Czaja insbesondere die Pflegeeinrichtungen in der Pflicht sieht.

Generalistisch ausgerichtete Pflegeausbildung geplant

Befürworter ist Berlin auch beim Thema der Zusammenführung der Ausbildungen in der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer neuen generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung. Das Berufsbild „Pflege“ soll sich mit einem eigenen beruflichen Selbstverständnis neben den anderen Gesundheitsberufen stärker behaupten, so Czaja.

Pflege-WGs sollen besser kontrolliert werden

Bei der Vorstellung des Jahresberichts 2013 des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) ergänzte Czaja seine pflegepolitischen Absichten für Berlin. Er will eine bessere Kontrolle der derzeit 950 Pflege-Wohngemeinschaften, berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Czaja fordert eine bundesweite Gesetzesgrundlage, nach der diese Wohngemeinschaften ähnlich wie Pflegeheime einer umfassenden Qualitätskontrolle unterliegen sollen.

Foto: © Pressefoto Czaja

Hauptkategorie: Pflege

Weitere Nachrichten zum Thema Pflegemangel

23.10.2019

Im Jahr 2030 werden in Deutschland zusätzlich mindestens 187.000 Pflegekräfte gebraucht. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft erstellt wurde. Werden die Pflegepersonalschlüssel weiter korrigiert, fehlen noch mehr Fachkräfte.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin