170.000 Pflegebedürftige im Jahr 2030: Berlin will Pflegemangel begegnen
Ein Bericht an das Abgeordnetenhaus, den der Senat auf Vorlage von Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) jetzt beschlossen hat, enthält die Maßnahmen, mit denen Berlin das „Pflegepersonal stärken und dem Pflegemangel begegnen“ will.
Reagiert werden soll damit auf die zunehmend älter werdende Bevölkerung, die besonders den Bereich der Pflege vor neue Herausforderungen stelle. Bis zum Jahr 2030 rechnet Berlin mit rund 170.000 pflegebedürftigen Menschen. Derzeit sind es etwa 107.000.
Das führe zu einem weiter steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der Pflege. Dagegen „stehen dem Ausbildungsmarkt in der Altenpflege im Moment noch nicht genügend junge Menschen zur Verfügung“, betont Czaja.
Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf attraktiver gestalten
Um mehr Pflegefachkräfte zu gewinnen und die Pflegeberufe zukunftsgerecht weiterzuentwickeln, „haben wir eine Reihe von Maßnahmen entwickelt“, führt der Senator aus. Dazu gehöre, die Rahmenbedingungen sowohl für die Ausbildung von Pflegefachkräften als auch für den Beruf attraktiver zu gestalten.
Wichtig sei es, so der Senator weiter, „den Pflegekräften mehr Wertschätzung entgegenzubringen“. Hier habe man 2014 mit der Steigerung der Vergütungen um 3 Prozent für die ambulanten Pflegekräfte ein wichtiges Signal gesetzt.
Kampagne „Gepflegt in die Zukunft“ stößt auf große Resonanz
„Die Kampagne 'Gepflegt in die Zukunft' stößt auf große Resonanz und wird dazu beitragen, die Ausbildungszahlen in Berlin weiter zu erhöhen“, zieht Czaja ein erstes Fazit einer Maßnahme aus diesem Jahr.
Ziel der 2011 gestarteten Initiative „Für ein gutes Leben im Alter in Berlin – Qualitäts- und Qualifizierungsoffensive für Fachkräftesicherung in der Altenpflege“ sei es, die Bedingungen in der Pflege und insbesondere in der Altenpflege zu verbessern.
Wiedereinführung der Pflegehelferinnen- und Pflegehelferausbildung
Neu in Berlin sei die Ausbildung zum Sozialassistenten mit der Spezialisierung Pflege. Zudem sei die Wiedereinführung der Pflegehelferinnen- und Pflegehelferausbildung geplant. Um Versorgungslücken in der Pflege abzufedern, könne auch die Zuwanderung von qualifiziertem Pflegefachpersonal eine Chance sein, so Czaja. Begegnet werde dem mit einer aktiven Willkommenskultur.
Berlin will kürzere Ausbildungszeiten und mehr Nachqualifizierung
Auf Fachministerebene der Länder wirbt Berlin für kürzere Ausbildungszeiten und für die bessere Erschließung von Potenzialen zur Nachqualifizierung in der Altenpflege. Die Ausbildung soll zudem berufsbegleitend und in weniger als drei Jahren möglich sein, wenn entsprechende Erfahrungen mitgebracht werden, betont Czaja.
Außerdem müsse es gelingen, die vorhandenen Pflegefachkräfte länger im Beruf zu halten und diejenigen mit reduzierter Arbeitszeit wieder für eine Vollzeitstelle zu gewinnen. Dazu bedarf es häufig besserer Arbeitsbedingungen, bei denen Czaja insbesondere die Pflegeeinrichtungen in der Pflicht sieht.
Generalistisch ausgerichtete Pflegeausbildung geplant
Befürworter ist Berlin auch beim Thema der Zusammenführung der Ausbildungen in der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer neuen generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung. Das Berufsbild „Pflege“ soll sich mit einem eigenen beruflichen Selbstverständnis neben den anderen Gesundheitsberufen stärker behaupten, so Czaja.
Pflege-WGs sollen besser kontrolliert werden
Bei der Vorstellung des Jahresberichts 2013 des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) ergänzte Czaja seine pflegepolitischen Absichten für Berlin. Er will eine bessere Kontrolle der derzeit 950 Pflege-Wohngemeinschaften, berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Czaja fordert eine bundesweite Gesetzesgrundlage, nach der diese Wohngemeinschaften ähnlich wie Pflegeheime einer umfassenden Qualitätskontrolle unterliegen sollen.
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