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15 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen in nicht zertifizierten Kliniken behandelt

Dienstag, 10. Januar 2023 – Autor:
Der neue Online-Qualitätsmonitor des WIdO hat die Brustkrebs-Versorgung in Deutschland untersucht. Ergebnis: 15 Prozent der Patientinnen wurden 2020 in nicht zertifizierten Kliniken behandelt. Das mindert ihre Überlebenschance.
Brustkrebs-Patientinnen, die in einer zertifizierten Klinik behandelt werden, haben größere Überlebens-Chancen

– Foto: Adobe Stock/Rabizo Anatolii

Das im Dezember 2020 gestartete Online-Portal "Qualitätsmonitor" hat auch die Brustkrebs-Versorgung in Deutschland untersucht. Ergebnis: Im Jahr 2020 wurden 15 Prozent der Patientinnen in nicht zertifizierten Kliniken behandelt. Der "Qualitätsmonitor" wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) betrieben und beleuchtet strukturelle Probleme in der deutschen Krankenhaus-Landschaft.

Zwar werde beim Brustkrebs die "Gelegenheitschirurgie" weniger, so WIdO-Chef Jürgen Klauber. Dennoch habe sie immer noch ein relevantes Ausmaß. So operierten im Jahr 2020 gut 20 Prozent der an der Brustkrebs-Versorgung beteiligten Krankenhäuser in Deutschland weniger als 25 Brustkrebs-Fälle. Im Jahr 2016 betraf dies noch 24 Prozent der Krankenhäuser.

15 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen in nicht zertifizierten Kliniken behandelt

"Man muss sich vor Augen halten, dass 25 OPs pro Jahr etwa einem Eingriff alle zwei Wochen entsprechen. Unter diesen Umständen kann man nicht davon ausgehen, dass es ein eingespieltes Team mit ausreichend Routine und eine eingespielte Prozesskette gibt", kritisiert Klauber.

Ein wichtiges Qualitätskriterium für eine optimale Behandlung ist die Zertifizierung als Brustkrebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Doch 2020 verfügten 43,8 Prozent der an der Versorgung von Brustkrebs-Fällen beteiligten deutschen Kliniken nicht über ein DKG-Zertifikat oder eine vergleichbare Zertifizierung. Sie versorgten knapp 15 Prozent der Brustkrebs-Fälle.

Besseres Überleben in zertifizierten Zentren

"Es handelt sich meist um Kliniken mit wenigen Fällen. Die Mindest-Fallzahl von 100 pro Jahr, die von der Krebsgesellschaft gefordert wird, ist aber längst nicht das einzige Kriterium für die Zertifizierung als Brustkrebs-Zentrum. Die Krankenhäuser müssen eine ganze Reihe von Struktur- und Prozess-Kriterien erfüllen", so Jürgen Klauber.

Das Innovationsfonds-Projekt "Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren" hat erst kürzlich belegt, dass es einen Überlebensvorteil von 20 Prozent für Patientinnen mit Brustkrebs gibt, die in DKG-zertifizierten Zentren behandelt werden. "Hier sollten die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene zügig Konsequenzen ziehen und die Behandlung der Brustkrebs-Patientinnen auf Häuser konzentrieren, die als Brustkrebs-Zentrum zertifiziert sind", forderte Klauber in einer Pressemitteilung.

Qualitätsmonitor untersucht Versorgung in deutschen Kliniken

Das Online-Portal "Qualitätsmonitor" ist die Fortsetzung der Buchreihe, in der das WIdO von 2017 bis 2020 Daten und Qualitätskennzahlen der deutschen Krankenhäuser für ausgewählte Krankheitsbilder und Behandlungen publiziert hat. Es ermöglicht zunächst für die drei Indikationen Herzinfarkt, Brustkrebs und Lungenkrebs Auswertungen nach sieben Qualitäts- und Strukturindikatoren.

Die Analysen des Qualitätsmonitors eignen sich für Trendanalysen, regionale Vergleiche oder die Bewertung einzelner Kliniken. Der Vergleich zwischen den Bundesländern liefert konkrete Hinweise, wo es Defizite in der qualitätsorientierten Krankenhausplanung gibt. Auf Landkarten sind zudem die Fallzahlen aller an der Versorgung beteiligten Kliniken abrufbar. Weitere Themen und Indikationen kommen dazu, die verfügbaren Daten werden jährlich aktualisiert.


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