Zink könnte Infektionen mit Clostridium difficile begünstigen
Zink wird als Nahrungsergänzungsmittel immer beliebter, obwohl ein echter Zinkmangel in Industrieländern sehr selten ist. Doch die zahlreichen Funktionen, die dem Spurenelement zugeschrieben werden, überzeugen viele Verbraucher. Vor allem die versprochene Stärkung des Immunsystems macht Zinkpräparate so interessant. Und tatsächlich mehren sich auch aus Studien die Hinweise, dass Zink in höheren Dosierungen vor Erkältungen schützen oder sie zumindest verkürzen könnte. Doch nun haben Forscher entdeckt, dass Zinksupplementierungen auch Nachteile für die Gesundheit haben können.
Zink verändert die Darmflora
Die Wissenschaftler um Eric Skaar von der Vanderbilt University in Nashville/Tennessee fanden im Tierversuch heraus, dass die Supplementierung von Zink die Darmflora anfälliger gegenüber Infektionen mit Clostridium difficile macht. Für ihre Untersuchung erhöhten sie den üblichen Zinkgehalt im Futter von Mäusen auf das 12-fache. Dies hatte zunächst keine erkennbaren toxischen Auswirkungen auf die Tiere. Doch die Erhöhung der Zinkzufuhr veränderte die Zusammensetzung ihrer Darmflora. So wurde das Spurenelement unter anderem von dem Bakterium Clostridium difficile aufgenommen und beschleunigte dessen Vermehrung.
Clostridium difficile ist Bestandteil der natürlichen Darmflora bei Mäusen und auch beim Menschen. Zu einer starken Vermehrung kann es durch die Gabe von Antibiotika kommen. Dann führen die Bakterien häufig zu starkem Durchfall. Bei Menschen werden ungefähr ein Drittel aller Diarrhöen, die im Zusammenhang mit einer Antibiotikatherapie stehen, durch Clostridium difficile ausgelöst. Das kann vor allem für ältere und geschwächte Patienten gefährlich werden.
Clostridium difficile vermehrt sich unter Zink rasant
Als die Forscher die Mäuse nun mit dem Antibiotikum Cefoperazon, einem in der Tierzucht häufig verwendeten Antibiotikum, behandelten, kam es wie erwartet zu einer raschen Überwucherung mit Clostridium difficile. Dieser Effekt wurde durch die erhöhte Gabe von Zink deutlich verstärkt. So kam es schneller als sonst zu einem Verlust der Barrierefunktion der Darmschleimhaut. Zudem wurden die Bakterien vermehrt in der Leber nachgewiesen. Weitere Experimente zeigten, dass Cefoperazon bereits in einer 50-fach niedrigeren Konzentration eine Darminfektion auslöste, wenn das Tierfutter größere Mengen Zink enthielt.
Eine hohe Zinkzufuhr scheint demnach Darminfektionen mit Clostridium difficile begünstigen zu können. Doch ob dies auf den Menschen übertragbar ist und auch im Rahmen der üblichen Einnahme von Zink-Präparaten auftritt, konnte damit nicht bewiesen werden. Da die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nicht zu klinischen Studien verpflichtet sind, wird diese Frage zunächst unbeantwortet bleiben. Die Studie zeigt jedoch, dass eine allzu unkritische Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auch unerwünschte Nebenwirkungen haben kann.
Foto: © Bert Folsom - Fotolia.com