Zika-Virus könnte sexuell übertragen werden
Im Allgemeinen verlaufen Infektionen mit dem Zika-Virus mild und in bis zu 80 Prozent der Fälle sogar asymptomatisch. Bei den übrigen Betroffenen treten drei bis zwölf Tage nach dem Mückenstich Fieber, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung, Schwächegefühl oder ein juckender Hautausschlag auf. Das Virus steht jedoch im Verdacht, bei schwangeren Frauen Schädelfehlbildungen des Ungeborenen (Mikrozephalie) auszulösen.
Die Diagnose der Infektion ist nicht ganz einfach. Sie gelingt durch den Nachweis der viralen RNA im Blut. Aber: „Nach unserem jetzigen Kenntnisstand ist dieser zuverlässige Nachweis nur in den ersten Erkrankungstagen regelmäßig möglich, etwas länger offenbar im Urin“, so GfV-Präsident Prof. Thomas Mertens, Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Ulm. Dieser Nachweis des Virus-Erbguts könne außerdem derzeit nur in spezialisierten Laboratorien erfolgen.
Sexuell übertragbar? Zika-Virus im Sperma nachweisbar
Zwar steht seit kurzem ein Testsystem zur Verfügung, um Zika-spezifische Antikörper aufzuspüren, die auch nach Beendigung der Infektion lange im Blut zirkulieren und zum Nachweis einer zuvor durchgemachten Infektion dienen könnten. „Dieses neue System ist aber noch nicht abschließend evaluiert und erlaubt noch keinen sichere Diagnose“, so Mertens in einer GfV-Mitteilung.
Anders als im Blut könne das Virus in Sperma, aber auch in Urin in einigen Fällen über mehrere Wochen feststellbar und damit ansteckend sein, sagte Thomas Löscher von der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin an der Universität München gegenüber der Presseagentur dpa.
Es wäre also möglich, dass sich ein Geschlechtspartner infiziert, auch wenn die akuten Symptome beim Erkrankten längst abgeklungen sind oder die Infektion gar nicht bemerkt wurde. Studien dazu, wie lange das Virus im Blut und im Sperma verweilen kann, liegen bisher nicht vor.
GfV rät Reiserückkehren: Kondome benutzen
Da die Übertragung des Zika-Virus über das Sperma von infizierten Männern anhand der derzeitigen Studienlage nicht ausgeschlossen werden kann, rät Prof. Susanne Modrow, GfV-Expertin von der Universität Regensburg: „Reiserückkehrer aus Endemiegebieten können sicherheitshalber für einen Zeitraum von drei bis vier Wochen Kondome verwenden – egal ob beim Partner eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht.“
Experte: Zika-Virus wird sich nicht in Deutschland ansiedeln
Dengue- und Zika-Viren nutzen denselben Überträger, um sich zu verbreiten – die Mückenart Aedes aegypti. Die Globalisierung und der Klimawandel haben dazu geführt, dass sich eine verwandte Art, die Dengue- und vielleicht auch Zika-Viren übertragen kann, inzwischen auch in Südeuropa und Süddeutschland niedergelassen hat – jedoch nur in sehr geringer Häufigkeit.
Die GfV sieht keine Gefahr für Deutschland: „Das Zika-Virus wird sich nicht in Deutschland ansiedeln“, so Experte Prof. Christian Drosten. Aedes aegypti kommt in Deutschland gar nicht, und die verwandte Art Aedes albopictus nur äußerst selten vor. „Wären die Bedingungen in Deutschland ganzjährig gegeben, wäre Deutschland längst ein Verbreitungsgebiet des Dengue-Fiebers, das sich seit Jahren sehr viel stärker ausbreitet als das Zika-Virus“, sagt Drosten, der am Universitätsklinikum Bonn das Institut für Virologie leitet.
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