Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wissenschaftler entwickeln umweltfreundliche Antibiotika

Dienstag, 23. Dezember 2014 – Autor:
Rückstände von Antibiotika im Abwasser belasten die Umwelt und begünstigen Antibiotikaresistenzen. Wissenschaftler der Universität Lüneburg wollen nun ein umweltverträgliches, leichter abbaubares Antibiotikum entwickeln. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt.
Wissenschaftler entwickeln umweltfreundliche Antibiotika

Antibiotikarückstände schwimmen im See, man sieht sie bloß nicht

Der Gedanke ist ziemlich unappetitlich: In unseren Flüssen, Bächen und Seen finden sich Rückstände von Medikamenten, auch von Antibiotika. Denn Kläranlagen können die vom Menschen wieder ausgeschiedenen, nur schwer abbaubaren Arzneistoffe nicht zurückhalten. Besonders schwer abbaubar ist das Antibiotikum „Ciprofloxacin“, das aufgrund seines breiten Wirkspektrums besonders häufig verschrieben wird. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Fluorchinolone lässt sich im Abwasser von Krankenhäusern und Kläranlagen und in Oberflächengewässern sowie in Gülle und güllebehandelten Böden nachweisen.

Schwer abbaubares Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone soll modifiziert werden

„Es ist dringend notwendig, den Eintrag von pharmazeutischen Wirkstoffen in die Umwelt zu stoppen“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Sie können die Umwelt schädigen und langfristig ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen.“ Aus seiner Sicht reicht eine verbesserte Abwasserreinigung alleine nicht aus. Deshalb unterstützt die DBU fachlich und finanziell mit über 460.000 Euro die Leuphana Universität Lüneburg, die ein umweltverträgliches, leichter abbaubares Antibiotikum entwickeln will. Im Mittelpunkt des Projekts steht das Antibiotikum Ciprofloxacin.

Wissenschaftler um Professor Klaus Kümmerer vom Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie wollen nun die Struktur von Ciprofloxacin mithilfe computergestützter Berechnungen so verändern, dass es bei gleicher Wirksamkeit im menschlichen und tierischen Körper besser abbaubar ist und gar nicht mehr in die Umwelt gelangen kann. „Auf der Basis von Voruntersuchungen zur Abbaubarkeit wollen wir zunächst die bestehende Wirksubstanz analysieren und sie mithilfe von Computermodellen vielfach verändern“, erklärt Kümmerer. „Die dann entstandenen Varianten wollen wir in theoretischen Rechenmodellen auf eine verbesserte biologische Abbaubarkeit und geringere toxikologische Effekte prüfen.“ Anschließend wollen die Wissenschaftler die aussichtsreichsten „Kandidaten“ im Labor chemisch-synthetisch herstellen und im Reagenzglas mit Blick auf antibiotische Wirksamkeit gegenüber resistenten Keimen, biologische Abbaubarkeit und mögliche Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt testen.

Beitrag gegen Antibiotikaresistenzen

„Das Projekt kann dazu beitragen, den Konflikt zwischen Wirksamkeit von Arzneistoffen einerseits und Natur- und Umweltschutz andererseits zu entschärfen“, sagt Bottermann. Und es leiste einen Beitrag gegen die Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Denn Antibiotikarückstände in der Umwelt seien mit verantwortlich dafür, dass immer mehr Bakterien resistent gegen gängige Antibiotika werden.

Foto: © XtravaganT - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Antibiotika , Antibiotikaforschung , Antibiotikaresistenzen

Weitere Nachrichten zum Thema Antibiotika

26.03.2019, aktualisiert: 11.05.2021

Senföle gelten als antibakteriell und entzündungshemmend und sind in der Lage, Krankheitserreger gleich auf mehreren Ebenen anzugreifen. Weil sie in ihrer Wirkung, nicht aber bei den Risiken Antibiotika gleichkommen, eignen sie sich bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen als Behandlungsalternative, bestätigt eine aktuelle urologische Studie.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin