Wie man über Facebook und Co. Patienten fischt
Donnerstag, 18. September 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Brauchen Pflege- und Gesundheitseinrichtungen Social Media? Und wenn ja, wie können Sie in sozialen Medien wie Facebook, Youtube und Twitter unterwegs sein – bei begrenzten Ressourcen? Darüber diskutierten gestern Experten im Rahmen einer Veranstaltung des Wirtschaftsrates des Landesverbandes Berlin-Brandenburg.
Gute Bewertungen im Internet - für Gesundheitseinrichtungen nicht zu unterschätzen!
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Prof. Volker Nürnberg, Leiter Health Care Management an der Hochschule für angewandtes Management (TU München) und der Universität Koblenz-Landau stellte Ergebnisse einer Studie in Zusammenarbeit mit der vendus-Gruppe vor, die ernüchternde Ergebnisse lieferte: Insbesondere die Risiken einer fehlgesteuerten Social Media Aktivität oder gar die Ignoranz von Social Media insgesamt würden völlig unterschätzt, so Nürnberg. Dabei hätten das Internet und Social Media Plattformen mittlerweile erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen von Patienten: Fast drei Viertel der Bürger informierten sich im Netz über Krankheiten, Ärzte und Kliniken. Nürnberg, der aktuell auch ein Buch zum Thema Social Media in Gesundheitseinrichtungen veröffentlich hat, warnt deshalb vor Unwissen und Ignoranz beim Thema Social Media.
Auch für Arbeitgeber lohnt sich immer wieder ein Blick auf Facebook
Robert Wauer, Geschäftsführer von Azionare, einer Digitalen Agentur erklärte, warum sich Gesundheitseinrichtungen nicht nur mit den Sozialen Medien beschäftigen, sondern diese auch gezielt nutzen sollten, um Kunden zu gewinnen: „Sie können über verschiedene Tools herausfinden, was Ihre Patienten wollen – und dann ihr eigenes Angebot danach ausrichten.“ Wauer mahnte, gerade die ältere Generation nicht zu vernachlässigen: „Die haben mittlerweile ihre eigenen Plattformen uns informieren sich oftmals gezielt übers Internet und über Foren.“ Darüber hinaus seien Facebook und Co. auch eine gute Möglichkeit für Gesundheitseinrichtungen als Arbeitgeber, Personal zu rekrutieren – aber auch herauszufinden, was die Mitarbeiter über das eigene Unternehmen denken. „Soziale Medien haben eine unermessliche Reichweite.
Vor allem Bewertungsportale sind im Gesundheitswesen noch unterbelichtet
Wenn Sie zum Beispiel Adidas mit seinen 43000 Mitarbeitern auf Facebook nehmen, dann können Sie eine Meldung über den neuesten Sportschuh schneller verbreiten als irgendwo anders.“
Guido Mecklenburg, Geschäftsführender Gesellschafter der Vendus Sales & Communication Group meinte, vor allem Bewertungsportale seien im Gesundheitswesen heute noch völlig unterbewertet – das werde sich aber kurz über lang ändern: „Heute bucht doch keiner mehr ein Hotel, bei dem nur 50 Prozent der Bewertungen positiv sind und der Rest sagt: Es ist Käse. Da wollen Sie doch nachher nicht unter denen sein, die es Käse fanden.“ Darüber hinaus sei über eine gute Platzierung zum Beispiel einer Klinik in den Sozialen Medien noch viel zu holen: Mecklenburg: „Sie sollten dorthin fischen gehen, wo Sie glauben, dass die Fische sind, die auch geangelt werden sollen.“
Ein praktisches Beispiel, wie ein gut funktionierendes Marketing auf den Sozialen Plattformen aussehen kann, stellte Björn Kasper, Leiter Marketing und Kommunikation der Klinik Essen-Mitte vor. „Bei 413 Kliniken, die es in ganz Nordrhein-Westfalen gibt, waren wir gezwungen, uns abzuheben“, so Kasper. „Denn der Patient kann sich ja aussuchen, wo er sich behandeln lässt.“ Kasper und seine Kollegen haben eine Crossmediale Kommunikation entwickelt, die sich sehen lässt: Ausgehend von einem Printmagazin werden interessante Texte und Reportagen auch im Internet und in Facebook und Youtube platziert und stoßen laut Aussage von Kasper mittlerweile auf großes Intersse. Kasper: „Niemand will mit einer Klinik befreundet sein, aber wenn Sie Patientenorientierung mit Infotainment verbinden, dann findet das Anhänger.“ Am Anfang solch eines Konzeptes stehe aber immer die Philosophie der Klinik – und im Zentrum immer der Patient. „Daran müssen Sie immer denken!“
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