Weniger Frühchen mit tödlichen Krankenhauskeimen infiziert
Todesfälle von Frühgeborenen aufgrund von Infektionswellen in Krankenhäusern sorgen immer wieder für Aufsehen. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Mindestens 10.000 bis 15.000 Patienten sterben jedes Jahr in Deutschland an Krankenhauskeimen – im Fachjargon: nosokomiale Infektionen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) geht davon aus, dass sich jährlich rund 400.000 bis 600.000 Menschen in Deutschland eine solche Infektion zuziehen. 20 bis 30 Prozent dieser Infektionen halten internationale Experten für vermeidbar.
Zu oft: postoperative Pneumonie nach Hüftfraktur
Zu den maßgeblichen Ursachen für Krankenhaussterblichkeit zählen Lungenentzündungen, die nach Operationen auftreten – sogenannte postoperative Pneumonien. Sie kommen den aktuellen Ergebnissen des Bundesausschusses zufolge bei 25 von 1000 Patienten vor, die nach einem Knochenbruch an der Hüfte operiert werden. Damit ist diese Infektion relativ häufig. Daran hat sich laut GBA in der Zeit zwischen 2009 und 2012 auch kaum etwas geändert.
Seltener: Sepsis bei Früh- und Neugeborenen
„In einigen Bereichen, zum Beispiel in der Gynäkologie und Geburtshilfe, war ein signifikanter Rückgang an Infektionen zu beobachten“, sagte Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiische Vorsitzende des Ausschusses für Qualitätssicherung des GBA. Vor allem die Raten an nosokomialer Früh- und Neugeborenensepsis und an Harnwegsinfektionen nach gynäkologischen Operationen sind nach ihren Angaben gesunken.
„Trotz der erfreulichen Einzelergebnisse müssen wir insgesamt unsere Anstrengungen zur Vermeidung nosokomialer Infektionen intensivieren“, forderte Klakow-Franck. Sie verwies darauf, dass immer mehr Risikopatienten in Krankenhäusern behandelt werden. Als Risikopatienten gelten neben Früh- und Neugeborenen vor allem ältere Menschen mit Begleiterkrankungen. Zugleich beobachtet die GBA-Qualitätsexpertin „eine rasante Resistenzentwicklung bei den Krankheitserregern“.
System KISS soll Infektionen eindämmen
Weitere Verbesserungen verspricht sich Klakow-Franck von dem System KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System) zur Erfassung und Kontrolle von Klinikkeimen. Nach ihren Angaben kann die Rate an nosokomialen Infektionen durch die aktive Teilnahme an einem KISS bis zu 30 Prozent gesenkt werden. „Um dies zu fördern, planen wir, dass die strukturierten Qualitätsberichte der Krankenhäuser ab nächstem Jahr darüber Auskunft geben, ob ein Krankenhaus an einem KISS teilnimmt oder nicht“, kündigte Klakow-Franck an.
Die Ergebnisse des Bundesausschusses basieren auf einer Sonderauswertung von Daten der Krankenhäuser aus der sogenannten externen Qualitätssicherung nach § 137a SGB V speziell zu Klinikkeimen und vorbeugender Antibiotikagabe durch das Göttinger AQUA-Institut. Sie werden nun veröffentlicht. Über nosokomiale Infektionen informieren seit kurzem auch die jährlichen Qualitätsreporte der externen stationären Qualitätssicherung.
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