Schon ab einem Alter von etwa 30 Jahren sinkt der Grundumsatz an Energie, die Nervenbahnen leiten Reize langsamer weiter und das Gehirngewicht nimmt langsam ab. Der menschliche Körper verändert sich durch Gewichtszunahme und Muskelabbau - mit 80 Jahren sind 50 Prozent der Muskelmasse geschwunden, die geistigen Fähigkeiten lassen nach.
Prozess des Alterns von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich
Der Prozess des Alterns verläuft jedoch bei jedem Menschen höchst unterschiedlich. Alterswissenschaftler gehen davon aus, dass die Gene zu 25 Prozent beeinflussen, wie alt ein Mensch wird und wie gesund er im Alter ist. Entscheidender ist jedoch die Lebensweise: Siebestimmt zu etwa 50 Prozent das Altern. Hierzu zählt auch die kulturelle Vererbung wie die Lebensweise der Eltern, die jeden von Kindesbeinen an prägt.
"Das Altern ist von vielen Faktoren abhängig", sagt Dr. med. Ramona Ullmann, Geriaterin und Ärztliche Direktorin in der HELIOS Klinik Berching. Es gebe äussere und innere Einflüsse, die negativ auf den Alterungsprozess einwirken können: Krankheiten, Umwelteinflüsse, Bewegungsmangel, Fehlernährung oder Suchtmittelkonsum. "Wer sich gesund ernährt und regelmässig Sport treibt, hat gute Chancen, gesund alt zu werden. Dennoch werden manche Menschen älter als andere, ohne dass es Erklärungen dafür gibt", sagt Ullmann.
Kollagen, die Zytokine und die Telomere spielen eine Schlüsselrolle beim Altern
Eine Reihe verschiedener komplexer, oft noch unverstandener Mechanismen sind für das Altern verantwortlich. Sie beeinflussen und begrenzen die Lebensdauer von biologischen Systemen wie Zellen, den daraus aufgebauten Organen, Geweben und Organismen. Schlüsselfunktionen im Alterungsprozess des menschlichen Körpers haben etwa das Kollagen, die Zytokine und die Telomere.
Im Alter steigt zum Beispiel der Kollagengehalt im menschlichen Körper an, weil es weniger abgebaut wird und als Lückenfüller für abgestorbene Zellen fungiert. Es wird vermehrt der weniger elastische Kollagen Typ I gebildet. Zudem vernetzen sich die Kollagenfasern zunehmend, was den Menschen insgesamt weniger beweglich macht. Dies wird vor allem durch Bewegungsmangel begünstigt.
Auch die Zahl der Zytokine, ein bestimmtes Eiweiss, steigt im Alter an, was chronische Entzündungen zur Folge haben kann. Zytokine organisieren die köpereigene Abwehr mit. Diabetes mellitus Typ II und die Alzheimer-Krankheit werden unter anderem mit dem Anstieg der Zytokine in Verbindung gebracht. Das Immunsystem selbst ist im Alter weniger anpassungsfähig, kann schlechter auf neue Erreger reagieren. Alte Menschen sind anfälliger für Infekte und komplizierte Krankheitsverläufe. Mehr Auto-Antikörper begünstigen zudem die Tumorentstehung.
Schlüsselfunktionen im Alterungsprozess haben auch Telomere. Sie markieren die Chromosomen-Enden und stabilisieren die Struktur der Chromosomen. Pro Zellteilung geht eine bestimmte Anzahl DNA-Bausteine (Erbinformation) verloren, die Telomerlänge nimmt mit der Zeit und dem Alter ab. Verkürzen sich die Telomere, werden die Chromosomen instabiler und die Entstehung von Krebs begünstigt. Bei zu kurzen Telomeren hört die Zellteilung auf und der Zelltod (Apoptose) tritt ein. Alterswissenschaftler um Karl Lenhard Rudolph und Hong Jiang haben festgestellt, dass bei sehr alten Menschen die Telomerlänge länger aufrechterhalten wird.
Die Telomerlänge lässt sich bisher ebenso wenig beeinflussen wie der Anstieg der Zytokine - zumindest nach heutigem wissenschaftlichen Stand. "Was jeder Mensch jedoch mit einer gesunden Lebensweise beeinflussen kann, ist seine Beweglichkeit im Alter: durch regelmässigen Sport", so die Geriaterin Ullmann.
Foto: Helios Kliniken