Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Warnung vor unbewiesenen Stammzelltherapien für Lungenpatienten

Sonntag, 11. September 2016 – Autor:
Stammzelltherapien sind die Hoffnung vieler unheilbar erkrankter Patienten, auch solcher mit Lungenerkrankungen. Nun haben 19 internationale medizinische Fachgesellschaften in einer gemeinsamen Erklärung vor dem Einsatz unbewiesener Stammzelltherapien zur Behandlung von Lungenerkrankungen gewarnt.
Stammzelltherapien

Manche Patienten machen sich zu viele Hoffnungen auf eine Stammzelltherapie – Foto: psdesign1 - Fotolia

Die Stammzelltherapie gilt als Hoffnungsträger für viele bisher unheilbare Krankheiten. Doch ein wirklicher Durchbruch ist bisher noch nicht zu verzeichnen – auch, weil man immer noch wenig darüber weiß, wie sich Stammzellen im Körper genau verhalten und welche Nebenwirkungen auftreten können. Auch viele Menschen mit Lungenerkrankungen hoffen auf eine Stammzelltherapie, wenn andere Behandlungsansätze fehlgeschlagen sind oder gar nicht existieren. Nun haben jedoch 19 internationale medizinische Fachgesellschaften in einem gemeinsamen Statement vor dem Einsatz unsicherer Stammzelltherapien bei Lungenerkrankungen gewarnt. Die Experten monieren, dass nicht selten unglaubwürdige, unwirksame und für die Patienten sogar schädliche Behandlungsansätze angeboten werden, deren Nutzen keinesfalls wissenschaftlich belegt sei. Die Erklärung wurde kürzlich im Fachmagazin ATS Journals veröffentlicht.

Experten warnen vor „Stammzelltourismus“

Stammzellen sind Vorläuferzellen, aus denen sich andere Zellen entwickeln oder ausdifferenzieren, um dann im Körper spezielle Funktionen zu übernehmen. Eine weitere Eigenschaft der Stammzellen ist ihre Fähigkeit, sich selbst zu erneuern. Und gerade diese praktisch unbegrenzte Zellteilung macht sie für Therapien interessant, auch bei Lungenerkrankungen. Den Patienten werden dann über das Blut oder das Knochenmark Zellen entnommen, aus denen Stammzellen isoliert werden. Teilweise werden diese Zellen auch noch nachbehandelt und „verstärkt“. Nach einigen Stunden bis Tagen werden die Stammzellen wieder ins Blut oder auch direkt in die Lungen injiziert.

Die Fachgesellschaften betonen nun, dass über die kurz- und langfristigen Wirkungen von Stammzelltherapien zur Behandlung von Lungenerkrankungen bisher nur sehr wenig bekannt sei. Man müsse daher wissen, dass eine Stammzellbehandlung negative Folgen für die Patienten haben könne. Die Experten kritisieren auch den zunehmenden unseriösen „medizinischen Stammzell-Tourismus“. Immer mehr Kliniken, auch in Deutschland, bieten demnach nicht genügend erprobte, unwirksame oder sogar schädliche Stammzelltherapien an.

Hoffnungen auf Stammzelltherapien häufig zu groß

Auch Patienten mit anderen Erkrankungen hoffen auf die Wirkungen der Stammzelltherapie. Dazu gehören vor allem Nervenerkrankungen, aber auch Diabetes oder Herzerkrankungen. Die Erfolge sind jedoch häufig noch spärlich. Gute Wirkungen zeigt die Stammzelltherapie bei Blutkrebs, aber auch beispielsweise bei der Erneuerung der Haut nach großflächigen Verbrennungen. Bei degenerativen Nervenerkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) konnten einige Ansätze mit Stammzellen zwar Verbesserungen bringen, doch die Gefahr von unvorhersehbaren Nebenwirkungen ist groß. Daher warnen Experten auch hier vor allzu große Hoffnungen auf einen Durchbruch in nächster Zeit.

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Stammzellen , Lunge , Lungenerkrankungen , Mukoviszidose , Lungenentzündung , COPD , Asthma

Weitere Nachrichten zum Thema Stammzelltherapie

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin