Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ursache für Tumorschmerz entdeckt

Samstag, 27. Juni 2015 – Autor:
Schmerz ist eines der häufigsten Begleiterscheinungen von Krebs. Wissenschaftler haben nun eine Ursache für Tumorschmerz entdeckt. Der Fund könnte helfen, den Schmerz künftig besser auszuschalten.
Ursache für Tumorschmerz entdeckt

Rezeptorprotein VEGFR1 unter Verdacht: Je mehr davon, desto größer der Tumorschmerz

Krebs tut oft lange Zeit nicht weh. Doch im fortgeschrittenen Stadium leiden viele Patienten oft unter unerträglichen Schmerzen, insbesondere wenn Knochenmetastasen vorliegen. Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind dem Tumorschmerz nun wissenschaftlich nachgegangen. In Experimenten konnten sie zeigen, dass Tumore bestimmte Botenstoffe ausschütten, die benachbarte Nervenzellen überempfindlich für Schmerzreize macht. Tumore produzieren diese Botenstoffe, um das Wachstum neuer Blutgefäße in ihrer Umgebung anzuregen. Der Sensor dieser Botenstoffe ist das Rezeptorprotein VEGF-Rezeptor 1, das sowohl in Blutgefäßen als auch in Nervenendigungen vorkommt. Schalteten die Wissenschaftler den VEGF-Rezeptor aus, linderte das die Tumorschmerzen, wie die Forscher in der Zeitschrift „Cancer Cell“ berichten.

Tumorschmerzen: Je mehr VEGFR1 an Nervenenden, desto mehr Schmerzen

Die Ergebnisse basieren auf Experimenten mit Mäusen und wurden indirekt durch die Analyse von menschlichen Tumorproben bestätigt. Die Heidelberger Forscher hatten in ihrer Studie zusätzlich das Tumorgewebe von Patienten mit einer bestimmten und sehr schmerzhaften Form des Bauchspeicheldrüsenkrebses, dem duktalen Pankreaskarzinom, untersucht. Dabei zeigte sich: Je stärker die Tumorschmerzen, desto mehr VEGFR1 fand sich auf der Oberfläche der Nervenendigungen. „Wir gehen davon aus, dass die Intensität der Tumorschmerzen direkt mit der Menge und Aktivität des Rezeptorproteins VEGFR1 zusammenhängt“, sagt Erstautorin Dr. Deepitha Selvaraj vom Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg. Laut der Krebsforscherin ist die Menge des Rezeptorproteins auf den umliegenden Nervenzellen ebenfalls auch bei Knochenmetastasen stark erhöht.

Unterschiedliches Schmerzempfinden noch ungeklärt

„Unsere Ergebnisse zeigen allerdings nur, wie es zur Sensibilisierung der Nervenzellen durch das Tumorwachstum kommt. Was anschließend den anhaltenden Tumorschmerz aufrechterhält, muss noch erforscht werden“, so die Wissenschaftlerin. Offen sei zudem die Frage, warum nur bestimmte Tumoren Schmerzen auslösen, andere, wie beispielsweise Brustkrebs, trotz gleicher Wachstumsmechanismen dagegen nicht.

Dennoch sehen Selvaraj und ihre Kollegen in ihrer Arbeit einen ersten Anhaltspunkt, wie Tumorschmerz in Zukunft besser behandelt werden könnte. Die Autoren empfehlen, direkt den Rezeptor 1 mit Hilfe spezieller Blocker auszuschalten. Die Gefahr, dass dabei gesunde Blutgefäße Schaden nehmen könnten, sei gering. „Bisher konnten wir keine Gefäßveränderungen bei einer R1-Blockade feststellen“, so die Heidelberger Wissenschaftler.

Der Originaltitel der Arbeit lautet “A Functional Role for VEGFR1 Expressed in Peripheral Sensory Neurons in Cancer Pain.”

Foto: © krishnacreations - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Krebs

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin