Urologen wollen weg vom Image „Männerarzt”
Viele Menschen glauben, dass in der Urologie hauptsächlich oder sogar nur Männer behandelt werden. Dazu haben die Urologen mit der „Männerarzt“-Kampagne vor einigen Jahren selbst beigetragen. Sie diente damals dazu, sich von fachfremden Disziplinen abzugrenzen, die ebenfalls begonnen hatten, die urologische Vorsorge beim Mann zu praktizieren. Dass Urologen aber auch Frauen und Kinder mit Nieren-, Blasen- und Genitalerkrankungen behandeln, wird in der Öffentlichkeit mittlerweile kaum wahrgenommen. Das wollen die Ärzte nun ändern. Unter dem Motto „Urologie umfasst mehr“ haben sie auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie betont, dass urologische Kompetenzen weit mehr als die Behandlung von Männern umfassen und dass Urologen auch Frauen und Kinder mit urologischen Erkrankungen versorgen.
Urologische Kernkompetenzen nicht aufgeben
DGU-Präsident Professor Stephan Roth forderte im Vorfeld des Kongresses, die Kompetenzen der Urologie bei der Versorgung von Frauen und Kindern und in der urologischen Onkologie zu stärken. Gleichzeitig formulierte er deutliche Kritik daran, dass Kinderchirurgen und Gynäkologen urologische Behandlungen zum Teil vornehmen, ohne ausreichend darin geschult zu sein. „Wenn es um Steinleiden bei Kindern geht, dann ist ein solches Kind gut aufgehoben bei jenem Urologen, der häufig Steinleiden behandelt“, erklärte Roth gegenüber der „Ärzte Zeitung“. Kinderchirurgen hingegen, die nur dreimal im Jahr eine bestimmte Operation ausführten, seien darin nicht fachkompetent.
Roth geht noch weiter, wenn er vermutet, für bestimmte Behandlungen könnten auch finanzielle Erwägungen ausschlaggebend sein: „Wenn Kinderchirurgen an universitären Kliniken vielfach urologisch erkrankte Kinder behandeln, einfach weil aus wirtschaftlichen Gründen die Kinderchirurgie im Haus erhalten werden soll, dann bekommen wir Urologen zunehmend ein Nachwuchsproblem in der Kinderurologie.“
Sorge um Nachwuchs
Dem Experten geht es also nicht nur um die Behandlungsqualität, sondern auch um die Sorge, dass der ärztliche Nachwuchs ausbleibt, wenn das Fachgebiet immer weiter eingeengt wird. Besonders bedeutend ist diese Sorge angesichts der Tatsache, dass bis zum Jahr 2025 in der Urologie mit einer Steigerung des Versorgungsbedarfs um fast 20 Prozent gerechnet wird. Der Grund dafür ist die steigende Anzahl älterer Menschen in Deutschland, denn diese machen den größten Anteil der Patienten in der Urologie aus.
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