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Unser täglich Weichmacher steckt in der Nahrung

Donnerstag, 9. Mai 2013 – Autor:
Obwohl der Weichmacher DEHP in Spielzeug und Kosmetik verboten ist, steckt er in fast allen Grundnahrungsmitteln, am häufigsten in Fertigprodukten. Für 99 Prozent der Bevölkerung bestehe aber kein Gesundheitsrisiko, teilt das Umweltbundesamt mit.
Weichmacher steckt im Essen

Fettige Fertiggerichte und Soßen enthalten besonders viel Weichmacher

Tagtäglich nehmen wir über Lebensmittel Weichmacher auf. Die Mengen sind aber so gering, dass für die meisten Menschen kein Gesundheitsrisiko besteht. Bei einem Prozent der Bevölkerung wird der Grenzwert aber überschritten. Das sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Untersuchung des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und des Umweltbundesamtes (UBA) zur DEHP-Belastung in der Bevölkerung.

DEHP ist die Abkürzung für Di(2-ethylhexyl)phthalat. Die Substanz gehört zu den am häufigsten verwendeten Weichmachern und soll Kunststoffprodukte aus PVC geschmeidig halten. Wie andere Phthalate auch wurde DEHP von der Europäischen Union als reproduktionstoxisch eingestuft und daher vor einigen Jahren in Spielzeug und Kosmetika verboten. Hintergrund sind Hinweise, dass DEHP durch seine hormonähnliche Wirkung zu Unfruchtbarkeit führen oder das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen kann. Da Lebensmittel DEHP und andere Weichmacher insbesondere während der Verarbeitung oder aus ihrer Verpackung aufnehmen können, wurde 2007 auch die Verwendung von DEHP als Weichmacher in Verpackungen fetthaltiger Lebensmittel verboten.

Zu viel Weichmacher kann unfruchtbar machen oder Föten schädigen

Dass ausgerechnet Lebensmittel mit DEHP belastet sind, ist für Experten nicht neu. Den einen oder anderen dürfte die Nachricht aber überraschen. Denn der Weichmacher kommt laut BfR und UBA in fast allen Grundnahrungsmitteln vor: Fleisch, Fett, Getreide, Obst, Gemüse und Milch bzw. Milchprodukte können mit der Chemikalie belastet sein. Laut Studie wiesen fetthaltige Fertigprodukte wie Mayonnaise und ölhaltige Fertigprodukte wie Gemüse und Fisch aus Gläsern und ölhaltigen Konserven die höchsten DEHP-Werte auf. Am geringsten waren frische unverarbeitete Lebensmittel mit DEHP belastet.

„Jugendliche und Erwachsene nehmen DEHP hauptsächlich über Lebensmittel auf“, sagt BfR-Sprecherin Dr. Suzan Fiack. Die Aufnahmemenge sei für die große Mehrheit der Verbraucher in der Regel aber so gering, dass kein Gesundheitsrisiko bestehe. „Die Werte liegen im Mittel unterhalb der Menge, die täglich ein Leben lang ohne gesundheitliches Risiko aufgenommen werden kann. Außerdem werden Weichmacher wie DEHP aus dem Körper schnell wieder ausgeschieden“, so Fiack.

Öfter mal die Lebensmittel wechseln

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für DEHP eine tägliche Menge von maximal 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Diese Menge kann täglich aufgenommen werden, ohne dass ein gesundheitlicher Schaden entsteht. Laut Studie nehmen Jugendliche und Erwachsene in Deutschland derzeit durchschnittlich 13-21 Mikrogramm DEHP je Kilogramm Körpergewicht auf – also deutlich unter Grenzwert. Wenn allerdings Lebensmittel mit dauerhaft sehr hohen DEHP-Gehalten verzehrt werden, kann die tolerable Menge im ungünstigen Fall zeitweise auch überschritten werden. Dies sei bei etwa einem Prozent der Verbraucher der Fall, schätzt das BfR.

Die Aufnahme von DEHP lasse sich im Alltag mit einfachen Verzehrs- und Hygienemaßnahmen verringern, sagt Fiack. „Hierzu gehört, dass Speisen häufiger frisch zubereitet, wenig Fertigprodukte verwendet sowie Produktmarken öfter gewechselt werden.“ Denn gleiche Lebensmittel könnten je nach Herkunft unterschiedliche Mengen an DEHP enthalten. Außerdem empfiehlt es sich, Böden und Teppichböden häufiger zu reinigen. Für Kleinkinder sei es wichtig, dass sie möglichst nur Sachen in den Mund nehmen, die dafür gedacht sind.

© st-fotograf - Fotolia.com  

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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