Und Technik hilft doch
Wie kann älteren, überwiegend pflegebedürftigen Menschen, die im eigenen Haushalt leben, Sicherheit und Nähe vermittelt werden? Das vor einem Jahr im niederrheinischen Goch gestartete Projekt Vitalig macht es vor: durch Technik. Natürlich nicht allein, denn hinter dem Kommunikationsnetz stecken Menschen. Etwa Ärzte, Pflegedienste und Apotheken, die auf Knopfdruck mit den Teilnehmern kommunizieren.
An dem Pilotprojekt haben im ersten Jahr 40 ältere Menschen und 30 Angehörige teilgenommen, teilt die AOk jetzt mit. Die Senioren haben in ihrem Zuhause einen „All-in-one-PC“ mit mehreren Schaltflächen auf dem Touchscreen. Wird eine dieser Schaltflächen berührt, baut sich eine Telefonverbindung zu dem Empfänger auf. Dieser erscheint dann auf dem Bildtelefon – schon kann die Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht geführt werden. Dabei geht es um fachliche Beratung, aber schlicht und einfach auch um menschliche Zuwendung. Neben medizinischen Dienstleistern können die Nutzer über das Kommunikationssystem auch mit Familienangehörigen Verbindung aufnehmen. Nach Angaben der AOK wird genau diese Funktion am häufigsten genutzt.
Es geht auch um menschliche Zuwendung
„Am beliebtesten sind unter den Senioren die persönlichen Gespräche mit ihren Kindern oder anderen Familienangehörigen, die oft weit entfernt leben“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Die Erfahrungen des ersten Jahres zeigen uns, dass wir mit unserem neuen Angebot sehr nah an den Bedürfnissen der älteren Versicherten sind.“ Das Angebot bringe mehr Sicherheit Lebensqualität in den Alltag und schütze die Menschen obendrein vor Einsamkeit.
Laut AOK wurde das Kommunikationsangebot im ersten Jahr Tag für Tag 20 Mal in Anspruch genommen, insgesamt also mehr als 7.200 Mal. Während Senioren die eingebundenen Dienstleister etwa jeden dritten Tag anrufen, erfolgt eine Kontaktaufnahme mit den Angehörigen täglich.
Das Projekt Vitalig führt die AOK Rheinland/Hamburg gemeinsam mit der Deutschen Telekom und der Gemeinde Goch durch. Bislang sind zwei Ärzte, sechs Apotheken und drei Pflegedienste, Seniorenberater, ein Sanitätshaus und ein Lieferdienst angeschlossen und die AOK Rheinland/Hamburg selbst.
Projekt ermittelt, ob technisch vernetzte Senioren länger allein zu Hause leben können
Bedeutsam sei, dass den angeschlossenen Senioren damit eigene Wege, Zeit und gewisse Mühen abgenommen werden, heißt es von der AOK. Die Kasse will mit dem Projekt erforschen, ob sich dank moderner Technik die Lebensspanne in der eigenen Häuslichkeit verlängern lässt. Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende Juni 2015. Danach erfolgt nach AOK-Angaben eine gründliche Auswertung.
Ein Kongress zum Thema findet übrigens am 4. und 5. September 2014 in Berlin statt: DER DEMOGRAFIEKONGRESS – Zukunftsforum Langes Leben
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