Tagesmüdigkeit: Neue Methode hilft, Ursachen auf den Grund zu gehen
Bis zu 15 Prozent der Bundesbürger leiden unter häufiger Tagesmüdigkeit. Das kann verschiedene Ursachen haben. Oft haben die Betroffenen einfach zu wenig geschlafen. Es können aber auch ernsthaftere Ursachen dahinterstecken. So leiden viele Patienten mit Depressionen oder Angststörungen unter Tagesmüdigkeit. Das Problem: Obwohl man gerade bei Depressionen häufig denkt, dass die Betroffenen eine eher niedrige Aktivität des zentralen Nervensystems aufweisen, ist genau das Gegenteil der Fall. Denn die ständige Erschöpfung kommt daher, dass das ZNS konstant übererregt ist. Daher sind die Betroffenen zwar ständig müde, können gleichzeitig aber nicht gut einschlafen und wachen häufig sehr früh wieder auf. Ein neuer EEG-Algorithmus, der von Neurophysiologen des Universitätsklinikums Leipzig entwickelt wurde, soll nun dazu beitragen zu erkennen, ob Patienten, die unter Tagesmüdigkeit leiden, eher schläfrig oder übererregt sind.
VIGALL 2.1. stellt Erregungsniveaus des Gehirns fest
Der Vigilanz Algorithmus Leipzig (VIGALL 2.1) soll auch dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen gestörter Wachheitsregulation am Tag und psychischen Erkrankungen wie Depression, Manie und ADHS besser zu verstehen und die Behandlung von Betroffenen zu verbessern. Die Leipziger Arbeitsgruppe legt damit eine überarbeitete Version des Vigilanz Algorithmus Leipzig vor, der Abschnitten aus einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) jeweils eines von sieben Erregungsstadien („Arousal-Niveaus“) zuordnet. Im Rahmen eines 15-minütigen Ruhe-EEGs mit geschlossenen Augen in halb liegender Position können nun der Verlauf und die Regulation der Arousals bestimmt werden.
Depressionen besser verstehen
Die bisherigen Versuche bestätigen, dass Depressions-Patienten unter einer ständigen Übererregung ihres Nervensystems leiden. „Untersuchungen mit dem VIGALL an Patienten mit typischer Depression weisen darauf hin, dass eine konstant hohe Aktivität des zentralen Nervensystems vorliegt, die auch in Ruhe und mit geschlossenen Augen kaum zurückgeht“, betont auch Professor Ulrich Hegerl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). „Damit im Einklang ist, dass trotz großer Erschöpfung sich die Betroffenen häufig ruhelos und angespannt, wie vor einer Prüfung, fühlen.“
Im Gegensatz dazu haben Patienten mit Manie und ADHS eher Schwierigkeiten, ihr Arousal aufrechtzuerhalten. Die Forscher hoffen nun, dass VIGALL dazu beitragen kann, Menschen bei der Behandlung ihrer psychischen Erkrankungen und der Wahl der richtigen Therapie zu helfen.
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