Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Tagesmüdigkeit: Neue Methode hilft, Ursachen auf den Grund zu gehen

Montag, 17. Oktober 2016 – Autor: Anne Volkmann
Tagesmüdigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Neurophysiologen des Universitätsklinikums Leipzig haben nun eine Methode entwickelt, mit der sie erkennen können, ob die Erschöpfung mit einem zu niedrigen oder einem zu hohen zentralnervösen Erregungsniveau einhergeht.
Tagesmüdigkeit besser verstehen

Ständige Tagesmüdigkeit kann Folge einer Depression sein – Foto: Elnur - Fotolia

Bis zu 15 Prozent der Bundesbürger leiden unter häufiger Tagesmüdigkeit. Das kann verschiedene Ursachen haben. Oft haben die Betroffenen einfach zu wenig geschlafen. Es können aber auch ernsthaftere Ursachen dahinterstecken. So leiden viele Patienten mit Depressionen oder Angststörungen unter Tagesmüdigkeit. Das Problem: Obwohl man gerade bei Depressionen häufig denkt, dass die Betroffenen eine eher niedrige Aktivität des zentralen Nervensystems aufweisen, ist genau das Gegenteil der Fall. Denn die ständige Erschöpfung kommt daher, dass das ZNS konstant übererregt ist. Daher sind die Betroffenen zwar ständig müde, können gleichzeitig aber nicht gut einschlafen und wachen häufig sehr früh wieder auf. Ein neuer EEG-Algorithmus, der von Neurophysiologen des Universitätsklinikums Leipzig entwickelt wurde, soll nun dazu beitragen zu erkennen, ob Patienten, die unter Tagesmüdigkeit leiden, eher schläfrig oder übererregt sind.

VIGALL 2.1. stellt Erregungsniveaus des Gehirns fest

Der Vigilanz Algorithmus Leipzig (VIGALL 2.1) soll auch dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen gestörter Wachheitsregulation am Tag und psychischen Erkrankungen wie Depression, Manie und ADHS besser zu verstehen und die Behandlung von Betroffenen zu verbessern. Die Leipziger Arbeitsgruppe legt damit eine überarbeitete Version des Vigilanz Algorithmus Leipzig vor, der Abschnitten aus einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) jeweils eines von sieben Erregungsstadien („Arousal-Niveaus“) zuordnet. Im Rahmen eines 15-minütigen Ruhe-EEGs mit geschlossenen Augen in halb liegender Position können nun der Verlauf und die Regulation der Arousals bestimmt werden.

Depressionen besser verstehen

Die bisherigen Versuche bestätigen, dass Depressions-Patienten unter einer ständigen Übererregung ihres Nervensystems leiden. „Untersuchungen mit dem VIGALL an Patienten mit typischer Depression weisen darauf hin, dass eine konstant hohe Aktivität des zentralen Nervensystems vorliegt, die auch in Ruhe und mit geschlossenen Augen kaum zurückgeht“, betont auch Professor Ulrich Hegerl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). „Damit im Einklang ist, dass trotz großer Erschöpfung sich die Betroffenen häufig ruhelos und angespannt, wie vor einer Prüfung, fühlen.“

Im Gegensatz dazu haben Patienten mit Manie und ADHS eher Schwierigkeiten, ihr Arousal aufrechtzuerhalten. Die Forscher hoffen nun, dass VIGALL dazu beitragen kann, Menschen bei der Behandlung ihrer psychischen Erkrankungen und der Wahl der richtigen Therapie zu helfen.

Foto: © Elnur - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychische Krankheiten , Burnout , Depression , Schizophrenie , Schlafstörung

Weitere Nachrichten zum Thema Erschöpfung

22.11.2015

Forscher haben eine mögliche Ursache für Depressionen gefunden. Demnach kommt es während einer depressiven Episode zu einer mangelhaften Neuvernetzung des Gehirns. Dass dieses Manko eine Folge der Depression sein könnte, schließen die Forscher aus.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin