Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Studie zu internationalem Tierstudien-Register erschienen

Mittwoch, 21. Dezember 2016 – Autor:
Derzeit wird der Aufbau eines internationalen Tierstudien-Register diskutiert. Doch das Vorhaben findet nicht nur Freunde. Eine Studie hat nun die Argumente dafür und dagegen abgewogen - und kommt zu einer Empfehlung.
Studie der MHH: Ein Tierstudien-Register könnte viele Tierversuche verhindern

Studie der MHH: Ein Tierstudien-Register könnte viele Tierversuche verhindern – Foto: mrks_v - Fotolia

Rund 90 Prozent aller Tierversuche zu medizinischen Zwecken sind für die Katz. Kein Wunder also, dass nur etwa die Hälfte der Versuchsergebnisse in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wird. Zudem sind die publizierten Ergebnisse oft schwer zu reproduzieren. Ändern könnte das ein öffentliches, internationales Tierstudien-Register, das allen Wissenschaftlern einen Einblick erlaubt, so wie es bei klinischen Studien der Fall ist. Die Diskussion darum ist jedoch kontrovers. Nicht jeder möchte sich beim heiklen Thema Tierversuche in die Karten schauen lassen. 

Sachliche Argumente zusammengetragen

Um die Diskussion über ein internationales Tierstudien-Register mit sachlichen Argumenten zu füttern, haben nun Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) Argumente für und gegen ein solches Register zusammengetragen. Die im Fachmagazin PLOS Biology publizierte Studie basiert auf Befragungen von nationalen und internationale Forschern sowie Vertretern der Industrie und von Regulierungsbehörden. Demnach waren sich alle Befragten einig, dass ein solches Register die Zahl unnötiger Wiederholungen von Tierversuchen senken und deren Qualität insgesamt steigern würde.

Doppelte Studien wären vermeiden

Dieser Vorteil wurde auch als sehr relevant für die Planung früher klinischer Studien an Menschen eingestuft. So könnten Forsche, bevor sie eine Studie durchführen, im Register prüfen, ob eine ähnliche Studie bereits durchgeführt worden oder geplant ist. „Das würde doppelte Studien vermeiden und könnte zur Zusammenarbeit von Teams führen“, erläutert Prof. Daniel Strech. Zudem könnten die Daten einer anderen Studie helfen, die eigene Studie zu verfeinern. „Wenn man zum Beispiel herausfinden möchte, welche Antibiotikum-Dosis besonders wirkungsvoll ist, muss man nicht die testen, die andere Teams schon getestet hat.“

Angst vor Ideenklau

Diesen Pluspunkten stehen jedoch auch Befürchtungen entgegen, etwa die Sorge hinsichtlich Ideenklau und zusätzlichem Verwaltungsaufwand. Nach Ansicht von Studienleiter Prof. Daniel Strech überwiegen die Argumente, die für ein Tierstudien-Register sprechen. „Ich bin seit meiner Studie davon überzeugt, dass wir ein solches Register brauchen“, sagte er. Allerdings müssen bei dessen konkreter Ausgestaltung die Interessen von Forschern, Geldgebern und Tieren bestmöglich berücksichtigt werden.“ Zum vermeintlichen Abkupfern von Ideen sagte er: In der Tat könnte es dazu kommen, dass ein anderes, größeres Labor die Idee eines Forschers aufnimmt und die Experimente schneller durchführt. „Das müsste irgendwie verhindert werden – beispielsweise dadurch, dass Details zur Tierstudie erst öffentlich einsehbar sind, wenn sie publiziert wurden oder sonst nach spätestens zwei Jahren“, so Strech.

Der befürchtete zusätzliche Verwaltungsaufwand scheint dagegen eher ein marginales Problem zu sein. Einige Befragte wiesen darauf hin, dass eine Registrierung weniger Zeit kostet als vieles andere, was man für die Durchführung einer Tierstudie machen muss.

Die vorliegende Studie der MHH wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. 

Foto: © mrks_v - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Forschung

Weitere Nachrichten zum Thema Tierversuche

Dass die Ergebnisse aus Tierversuchen oft nicht auf den Menschen übertragbar sind, kann unter anderem daran liegen, dass das falsche „Modell“ benutzt wurde. Forscher haben nun eine Methode gefunden, mit der das jeweils am besten geeignete Tiermodell gefunden werden soll.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin