Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Streit um Präna-Test auf Down-Syndrom

Samstag, 7. Juli 2012 – Autor:
In Kürze soll ein Bluttest auf den Markt kommen, mit dem sich das Down-Syndrom in der Schwangerschaft nachweisen lässt. Ein aktuelles Gutachten hält den Bluttest für rechtlich unzulässig.
Erhitzte Debatte um Bluttest auf Down-Syndrom

Erhitzte Debatte um Bluttest auf Down-Syndrom

Die Debatte um die Zulassung des neuen vorgeburtlichen Tests zur Früherkennung des Down-Syndroms (Trisomie 21) spitzt sich zu. Ein aktuelles Gutachten, das der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), in Auftrag gegeben hat, vertritt die Ansicht, der vorgeburtliche Bluttest der Firma Lifecodexx sei rechtlich unzulässig.

Kritiker fordern Verbot des Präna-Tests

Der Rechtsprofessor Klaus Ferdinand Gärditz hatte das Gutachten erstellt und sagt, der Bluttest sei kein zulässiges Diagnosemittel nach dem Gendiagnostikgesetz. Zudem verstosse der "Praena-Test" gegen das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes. Der Staat müsse verhindern, "dass behinderte Menschen vorgeburtlich routinemässig ausgesondert werden". Hubert Hüppe erklärte, bei dem Test ginge es um die Selektion von Menschen mit Down-Syndrom. Sie würden auf die schlimmste Weise diskriminiert. Der Behindertenbeauftragte forderte die Bundesländer auf, die Einführung des Tests auf Down-Syndrom in den deutschen Markt zu stoppen.

Ein Verbot des Bluttests ist vorerst kaum zu erwarten. Laut Gärditz müssten die Bundesländer den Verkauf des Tests stoppen. Dieser werde als Medizinprodukt angeboten, eine Zulassung wie bei Medikamenten sei nicht erforderlich. Was bedeutet: Die Behörden müssten ein Verbot prüfen, das Unternehmen könnte dagegen beim Verwaltungsgericht klagen.

Der Präna-Test sei risikoärmer als die Fruchtwasseruntersuchung, sagen Befürworter

Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Carola Reimann (SPD), verteidigte unterdessen die Einführung des neuen Bluttests. Sie könne gut nachvollziehen, dass werdende Eltern Gewissheit wollen. Es gehöre zur Wahrheit dazu, dass ein solches Kind mehr Engagement der Eltern brauche, als jedes andere Kind, sagte Reimann dem WDR. Der Test dürfe den Frauen daher nicht vorenthalten werden. Zudem sei der Bluttest weit schonender als die risikoreiche Fruchtwasseruntersuchung.

Die "PraenaTest"-Herstellerfirma "LifeCodexx" zitiert in einer Pressemitteilung den Experten PD Dr. Markus Stumm aus dem Berliner Zentrum für Pränataldiagnostik und Humangenetik: "Der neue Test hat das Potenzial, langfristig zur deutlichen Reduzierung der Anzahl von Fehlgeburten, die durch Komplikationen bei invasiven diagnostischen Methoden entstehen, beizutragen."

Selektion von Menschen mit Down-Syndrom befürchtet

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe hält den Präna-Test unabhängig von der rechtlichen Bewertung für hochproblematisch. "Wir fordern seit langem eine ethische Debatte über neue pränatale Testverfahren und mehr Aufklärung über Trisomie 21", sagt Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe. "Der jetzt auf den Markt kommende Test wird erst der Anfang sein. Zukünftig wird eine Vielzahl genetisch bedingter Erkrankungen und Behinderungen diagnostizierbar sein", so Antretter weiter. Der Präna-Test stelle das Lebensrecht von Menschen mit Down-Syndrom in Frage. Schon heute müssten sich Eltern mitunter rechtfertigen, warum sie ‚so ein Kind' bekommen hätten.

Foto: obs/Bundesvereinigung Lebenshilfe

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Down-Syndrom , Genmutation

Weitere Nachrichten zum Thema Schwangerschaft

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin