Paare schieben ihre Familienplanung immer länger vor sich her. Ein häufiger Grund dafür ist, dass Frauen erst einmal Karriere machen wollen, bevor sie ein Kind bekommen. Der Haken daran: Spätestens ab 35 Jahren lässt die Fruchtbarkeit deutlich nach, und die Chance auf eine komplikationsfreie Schwangerschaft wird immer kleiner.
Das sogenannte Social Freezing soll Paaren mehr Flexibilität bei der Familienplanung geben. Dabei werden der Frau unbefruchtete Eizellen entnommen und diese schockgefroren. Später können die Eizellen künstlich befruchtet und zu einem beliebigen Zeitpunkt in den Mutterleib eingesetzt werden. In Deutschland ist das Verfahren nicht unumstritten. Kinder zu bekommen, gelte nicht mehr als etwas Natürliches, sondern als etwas, das geplant und den eigenen Karrierewünschen angepasst werden müsse – das sind die Vorwürfe vieler Kritiker. Und als bekannt wurde, dass Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen bezahlen wollen, damit diese ihren Kinderwunsch weiter aufschieben können, war hierzulande die Empörung groß.
Rahmenbedingungen für Social Freezing unklar
Doch abgesehen von den üblichen Bedenken müssen nach Ansicht vieler Experten zunächst erst mal die Rahmenbedingungen für die Methode geklärt werden, wie zum Beispiel ein mögliches Höchstalter für die Eizellentnahme oder die künstliche Befruchtung. Das Social Freezing macht nach Ansicht mancher Mediziner auch zu vielen Frauen Hoffnung. Denn oft sind es gerade ältere Frauen, die sich dafür interessieren. Dabei liegt das ideale Alter zum Einfrieren der Eizellen zwischen 25 und 30 Jahren. Danach büßen die Eizellen an Qualität ein, was wiederum die Aussicht auf eine erfolgreiche Befruchtung verringert.
Es müsse daher geklärt werden, ob es ein Maximalalter für Eizellentnahme oder Befruchtung geben solle und ob die Patientinnen bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen müssen, erklärte Professor Jan-Steffen Krüssel, Koordinator des Kinderwunschzentrums UniKiD an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Vorfeld der MEDICA in Düsseldorf, auf der auch über Social Freezing diskutiert werden soll. Hierfür seien aber noch weitere Studien nötig, so Krüssel. Und auch Konferenzpräsident Professor Hendrik Lehnert gibt zu Bedenken: „Bevor wir die Eizell-Bank Frauen oder Paaren mit Kinderwunsch als Rückversicherung empfehlen, müssen wir dringend die Rahmenbedingungen klären.“
Social Freezing keine Garantie auf Kinder
Experten kritisieren auch, dass oft der Eindruck erweckt wird, es handele sich bei dem künstlichen Verfahren um eine hundertprozentige Versicherung der eigenen Fruchtbarkeit. Andererseits findet das Verfahren bei den Patientinnen großen Anklang, wie eine europäische Studie aus dem Jahr 2013 zeigt. Über 90 Prozent der befragten Frauen, die sich dem Social Freezing unterzogen hatten, würden es demnach weiterempfehlen. Zum Zeitpunkt des Einfrierens lag das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen bei 36 Jahren. Nur jede Zweite glaubte, dass sie die Eizellen jemals verwenden würde. Bedauern über das Anlegen der Eizell-Bank äußerte jedoch keine.
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