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So funktioniert innovatives Lernen an der Charité

Freitag, 21. November 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Ein überdimensionales Tablet, ein innovativer Pädiater – und ein Dutzend staunende Teilnehmer. Beim Besuch des Otto-Heubner-Zentrums an der Berliner Charité hatten die Mitglieder des Verbandes digitale Gesundheit (VdigG) Gelegenheit, eine in Deutschland einzigartige Form des e-Learnings kennenzulernen.

An der digitalen Patientin Simone proben VdigG-Mitglieder den Ernstfall.

Selber machen, statt einfach nur darüber lesen: Mit einem ganz neuen Veranstaltungskonzept hatte der Verband digitale Gesundheit kürzlich zum Vor-Ort-Termin eingeladen. Kai Sostmann, Pädiater und Leiter des Kompetenzbereichs e-Learning an der Charité, demonstrierte das Herz des Ausbildungszentrums: Einen Touchscreen-Tisch, an dem Pflegekräfte und junge Mediziner den Ernstfall simulieren können. Entwickelt wurde der Tisch in einem von 2010 bis 2012 von der Investitionsbank Berlin geförderten Projekt - gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen Archimedes. „Er ist sozusagen der Bentley unter den Multitouch-Tischen“, sagte Kai Sostmann. Außer der Charité verfüge keine andere medizinische Fakultät in Deutschland über solch eine Innovation. Dabei sei technologieunterstützes Lernen hoch im Kurs: „Die Studenten kommen aktiv auf uns zu und fragen, wann sie Unterricht an dem Gerät bekommen können.“ Fast täglich sei der Patienten-Simulator im Einsatz. 

Digitale Gesundheit in der Charité: Am Patienten-Simulator Simone probtenTeilnehmer des VdigG den Ernstfall

Kein statischer Unterricht, keine frontale Beschallung: Studenten und Pflegekräfte versammeln sich um den Tisch und legen am überdimensionalen Tablet Hand an:  Simuliert werden erst zwei „leichte“ Fälle: Ein gesundes Kind und eines mit Masern. Bei dritten Mal wird es dann ernst: „Meningokokken-Sepsis“, erklärt Kai Sostmann. Was das bedeutet, und wie die 18 Monate alte Simone behandelt werden kann, erfahren die Studenten dann spielerisch: 15 Minuten lang haben sie „Zeit“, um die richtige Diagnose zu stellen und die Therapie abzuleiten: Auf dem Tisch erscheinen Instrumente, Arzneimittel und kleine Filme, die einen Einblick in Mund, Ohr und Rachen ermöglichen. Mit einem „Handstreich“ können Herztöne abgehört, Hautflecken inspiziert und Injektionen verabreicht werden. „Ob dem Kind Beine oder Arme amputiert werden müssen – oder es überhaupt überlebt: Bei dieser Krankheit kommt es auf jeden Handgriff an“, sagt Kai Sostmann. „Im Ernstfall geht es um Minuten.“ Da müssen Ansprache, Absprache und Teamarbeit stimmen.

Am Touchsreen werden leitliniengerechte Behandlung und das Arbeiten im Team geschult

„Mit dem Touchscreen schulen wir das Arbeiten im Team, das leitliniengerechte Vorgehen im Notfall und es ist zugleich ein Test unter Stress“, erklärt Pädiater Sostmann. Der Touchscreen sei aber auch eine Entlastung für die Patienten, die sich sonst für den „Unterricht am Krankenbett“ zur Verfügung stellen müssen. „Gerade in so einem seltenen Fall kann ich ja nicht 300 Studenten durchs Krankenzimmer schleusen.“ Alternative sei nur der Griff zum „Dermatologie-Atlas“ Insofern sei der Patienten-Simulator ein Quantensprung in der Ausbildung. 

„In meinen Augen wird digitale Gesundheit viel zu oft als fancy Apps verstanden“, sagte VdigG-Vorstand Dr. Felix Cornelius. Der Besuch in der Charité zeige aber, dass die Bandbreite der digitalen Anwendungen im Bereich des Gesundheitswesens groß sei. Mit dem innovativen Veranstaltungskonzept „VdigG vor Ort“ lade der Verband deshalb alle Interessierte ein, ihre Angebote im Bereich der digitalen Gesundheit zu präsentieren. „So haben wir die Möglichkeit, digitale Gesundheit erlebbar zu machen.“

Foto: Cornelia Wanke

Hauptkategorie: Medizin

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