Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schwerhörigkeit kann zu sozialer Isolation führen

Dienstag, 13. Dezember 2016 – Autor: Anne Volkmann
Der Zusammenhang liegt auf der Hand: Menschen mit Hörproblemen leiden öfter unter sozialer Isolation als andere. Sogar Depressionen können die Folge sein. Das zeigt, wie wichtig eine adäquate Behandlung der Schwerhörigkeit ist.

Schwerhörige meiden häufig Gespräche und können so allmählich vereinsamen – Foto: Peter Maszlen - Fotolia

Im vergangenen Jahr hatte eine Studie von Forschern der Université Victor Segalen Bordeaux in Frankreich gezeigt, dass ein unbehandelter Hörverlust bei Senioren den Rückgang der kognitiven Fähigkeiten beschleunigt. Die Wissenschaftler konnten zudem zeigen, dass die Verwendung von Hörgeräten dieser Entwicklung entgegenwirken kann, denn Schwerhörige, die ein Hörgerät trugen, wiesen bei ihren kognitiven Fähigkeiten den gleichen Stand auf wie Menschen ohne Hörprobleme. Der Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und geistigem Abbau könnte auch darauf beruhen, dass Menschen mit Hörproblemen häufig die Kommunikation mit anderen meiden und dadurch weniger gefordert sind. Eine Studie von Forschern der University of British Columbia (UBC Okanagan) in Kanada hat dies nun bestätigt. Demnach führt eine unbehandelte Schwerhörigkeit bei Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren zu einem signifikant erhöhten Risiko für soziale Isolation.

Schon geringe Hörminderung verstärkt Risiko für soziale Isolation

Für die Studie wurden die Daten von 5000 Probanden ausgewertet, die in den Jahren 1999 bis 2010 für den National Health and Nutrition Examination Survey gesammelt worden waren. Wie die Forscher herausfanden, war bereits eine relativ geringe Verminderung der Hörfähigkeit von zehn Dezibel ausreichend, um das Risiko für soziale Isolation deutlich zu erhöhen. Zudem bestätigte die Studie, dass unbehandelte Hörprobleme zu einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten führten. Den Studienautoren zufolge entsprach dies im Durchschnitt den Auswirkungen von vier Jahren Alterung.

„Hörverlust wird oft nicht als Problem der allgemeinen Gesundheit der Bevölkerung betrachtet“, erklärt Dr. Paul Mick, Arzt und Professor des UBC’s Southern Medical Program. „Deshalb gibt es oft nicht ausreichend Ressourcen im Gesundheitswesen, die für Hörtests und Behandlung von Schwerhörigkeit verwendet werden können. Soziale Isolation hat ähnliche Auswirkungen auf die Sterblichkeit der Betroffenen wie Rauchen sowie Alkoholkonsum.“  Diese Faktoren sollten daher unbedingt weiter erforscht werden, so der Experte.

Schwerhörigkeit kann depressiv machen

Schwerhörigkeit sollte immer ärztlich untersucht werden, da sie auch die Folge ernsthafter Erkrankungen sein kann. Meist ist sie jedoch eine altersbedingte Erscheinung. Mehr als ein Drittel der Menschen über 65 Jahren weisen Gehörschädigungen auf. Dabei kann sogar eine nur schwach ausgeprägte Schwerhörigkeit zu Problemen beim Verstehen der gesprochenen Sprache führen, so dass Betroffene beginnen, Gespräche zu vermeiden. Eine Studie der John Hopkins University in den USA hatte vor mehreren Jahren gezeigt, dass sich Hörprobleme dabei so stark auf das körperliche und geistige Wohlbefinden auswirken können, dass Betroffene öfter ins Krankenhaus müssen und sogar vermehrt unter Depressionen leiden.

Foto: © Peter Maszlen - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Schwerhörigkeit

Schwerhörigkeit ist einer der Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz. Ein Hörgerät kann das Risiko minimieren und wirkt zudem der sozialen Isolation entgegen. Wer einer Demenz noch weiter vorbeugen möchte, sollte außerdem nicht rauchen, auf einen normalen Blutdruck achten und sich ausreichend bewegen.

05.02.2018

Wissenschaftliche Studien haben es bestätigt: Zwischen Schwerhörigkeit und der Entwicklung einer Demenz gibt es einen Zusammenhang. Wer unter einem Nachlassen des Hörvermögens leidet, sollte deshalb über ein Hörgerät nachdenken.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin