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Schmerzempfinden beeinflusst Fähigkeit zur Empathie

Donnerstag, 8. Oktober 2015 – Autor:
Wer weniger Schmerz empfindet, empfindet weniger Empathie für Schmerzen anderer. Das wies ein Forscherteam um Prof. Claus Lamm von der Universität Wien nach. Sie vermuten, dass dieser Effekt durch körpereigene Opiate beeinflusst wird. Ihre Studie wurde im Fachblatt PNAS veröffentlicht.
Wer selbst empfindet, kann mit anderen fühlen

Eigenes Schmerzempfinden und Mitgefühl hängen zusammen – Foto: pressmaster - Fotolia

Zunächst wurde an 100 Teilnehmern gezeigt, inwieweit Schmerzempfinden und Empathie zusammenhängen. Die Probanden erhielten kurze Elektroschock-Impulse auf dem Handrücken. Dann wurde ihnen ein vermeintliches Schmerzmittel, ein Placebo, gegeben. Dadurch reduzierte sich deutlich ihre Schmerzwahrnehmung.

Das war auch an bestimmten Gehirnarealen abzulesen, die Gehirnaktivität im anterioren insulären Kortex und dem mittleren zingulären Kortex war reduziert. Verspürten sie weniger Schmerz, zeigten sie sich zugleich weniger mitfühlend, wenn sie Schmerzen bei den anderen Versuchsteilnehmern beobachteten.

Schmerz und Empathie: Wann das Mitgefühl wiederkehrt

An Schmerzempfinden und Empathie sind folglich die gleichen Gehirnregionen beteiligt. "Diese Bereiche im Gehirn sind als Teile des neuronalen Empathienetzwerkes bekannt. Sie stellen gleichzeitig zentrale Bestandteile des körpereigenen Opiatsystems dar, also jenes Systems, das an der Dämpfung von selbst empfundenem Schmerz beteiligt ist", so Lamm.

In einem Folgeexperiment mit 50 Teilnehmern gaben die Forscher den Probanden ein Medikament, das diese Opiatrezeptoren blockiert. Damit kehrte die Empathie wieder, die Teilnehmer zeigten wieder mehr Mitgefühl mit den anderen. 

Empathie in eigenen Erfahrungen begründet

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Empathie sehr stark und unmittelbar in unseren eigenen Erfahrungen – bis hin zu deren körperlichen und neuronalen Grundlagen – begründet sein kann. Das ist mit ein Grund, warum uns die Gefühle anderer Personen so 'nahe gehen' können – weil wir sie eben nicht nur sinnbildlich so 'nachempfinden', als ob wir sie gerade selbst erleben", so Lamm.

Andererseits erkläre es auch, warum Empathie teilweise in eine falsche Richtung gehen kann – weil man die andere Person eben primär aus dem eigenen Blickwinkel heraus beurteile, erklärte der Forscher weiter. Das Team arbeitet derzeit an einer weiteren Studie, dabei sollen die direkten Effekte einer Schmerzmittelgabe auf die Empathie untersucht werden.

Foto: pressmaster

Hauptkategorie: Medizin

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