Reha - in Zukunft passgenau wie ein Maßanzug?
Samstag, 5. April 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Leistungen zur Rehabilitation sollen künftig individueller und passgenauer werden. Das zumindest war die einhellige Meinung beim Reha-Dialog im Rahmen des Gesundheitskongresses des Westens in Köln.
In Zukunft passgenau wie ein Maßanzug? Durch Screenings sollen Patienten zur richtigen Therapie kommen.
– Foto: © Chay Bewley
Dr. Marco Streibelt, von der Abteilung Reha der Deutschen Rentenversicherung Bund stellte hierzu Möglichkeiten der Steuerung durch den Kostenträger vor. „Problem ist, dass im Moment alle Reha-Patienten auf die gleiche Leistung treffen – egal, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist.“ Dabei sei die Gruppe der Rehabilitanden äußerst heterogen. Da gebe es Patienten, die vielleicht nur eine ganz niedrigschwellige Behandlung brauchen – bei anderen wiederum passe die übliche 3-4-Wochen-Reha ganz gut zum Krankheitsbild – und dann seien da noch es diejenigen, die weitaus mehr und umfassendere Leistungen benötigten. Die heutige Form der Reha nütze vor allem denjenigen, die vorher geringe oder gar keine Fehlzeiten hatten.
Der Arbeitsbezug kann in der Reha eine große Rolle spielen
„Die stehen auch nach zwei Jahren noch im Erwerbsleben“, weiß Dr. Streibelt. Problematisch aber werde es bei Patienten, die zuvor schon lange Fehlzeiten hatten. „Diese haben ein erhöhtes Risiko, auch später eine Erwerbsminderungsrente zu beziehen. Die internationale Literatur zeige hier, dass bei dieser Gruppe der Arbeitsbezug ein erheblicher Erfolgsfaktor sei – also Maßnahmen bei denen der Arbeitsplatz Thema der Therapie ist. Darüber hinaus greife bei dieser Gruppe auch der Spruch vom „Viel hilft viel“. „Eine erhöhte Therapieintensität verbessert die Reha-Ergebnisse bei Personen mit erhöhtem Erwerbsminderungsrisiko signifikant“, erklärte Dr. Streibelt. Wie aber kann dieser Patientenkreis zur richtigen Leistung kommen?
Über Screening-Bögen kann eine zielgenauere Steuerung in der Reha erreicht werden
Dies sei über eine Reha-Zugangssteuerung möglich, so Streibelt. Dies sei zum Beispiel über Fragebögen möglich, auf denen die Versicherten selbst subjektiv ihren Rehabilitationsbedarf einschätzen – anhand prädiktiver Kriterien wie Alter, Arbeitslosigkeit, Fehlzeiten, Motivation. Bei ersten Testläufen hätte sich eine Sensitivität des so genannten SIMBO-Bogens von rund 80 Prozent ergeben. „Das ist eine gute Vorentscheidung für den sozialmedizinischen Dienst in den Kliniken, der dann den Reha-Bedarf besser einschätzen kann“, betonte Streibelt.
Auch Brigitte Gross, Abteilungsleiterin Rehabilitation der DRV Bund sprach sich für den Einsatz von solchen Screenings aus: „Wir müssen in Zukunft die Leistungen einfach deutlicher differenzieren“. Das bedeute, dass bei Patienten mit nur geringem Reha-Bedarf entsprechende ambulante, berufsbegleitende Angebote die erste Wahl sein müssten – mit dann auch geringeren Kosten. „Und für stark beeinträchtigte Patienten brauchen wir dann eine Intensivierung der Maßnahmen.“ Bei gleichen Kosten bedeute das letztlich eine höhere Effizienz – und eine wesentlich passgenauere Versorgung für die Patienten.
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