Rätselhafter Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei jungen Frauen
Schilddrüsenkrebs wird sich neben Brustkrebs in den nächsten fünf Jahren zu den am schnellsten wachsenden Krebserkrankungen bei jüngeren Frauen entwickeln. Zu dieser Einschätzung kommt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN). Hintergrund ist, dass in allen Industrienationen die Fälle von bösartigem Schilddrüsenkrebs steigen. Junge Frauen sind besonders häufig betroffen. In Deutschland erhielten im Jahr 2000 rund 2.700 Frauen die Diagnose Schilddrüsenkrebs, 2013 waren es schon 4.200 Frauen.
Bessere Diagnostik entdeckt das Schilddrüsenkarzinom früher
Mediziner können sich die Zunahme bislang nicht vollständig erklären. „Zwar gab es einen regionalen und zeitlich begrenzten Anstieg der Erkrankungsraten im Umkreis der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, dies erklärt aber nicht den weltweiten Anstieg“, sagt Professor Dr. med. Matthias Schmidt, BDN-Experte und Nuklearmediziner an der Universitätsklinik Köln. „Das mag eher an einer verbesserten Diagnostik liegen, denn der Ultraschall hilft, tumorverdächtige Knoten frühzeitig zu erkennen“, vermutet Schmidt.
Eine Langzeitstudie der Universitätsklinik Würzburg über einen Zeitraum von 30 Jahren zeigt unterdessen, dass die betroffenen Frauen mit einer normalen Lebenserwartung rechnen können. Der Krebs kehrt nur bei weniger als fünf Prozent zurück. „Damit erreichen die Patienten eine Lebenserwartung, die mit der gesunder Menschen vergleichbar ist“, betont Nuklearmediziner Schmidt.
Kombinations-Therapie bringt normale Lebenserwartung
Die hohen Heilungsraten sind einer Therapie aus Operation plus Radiojodtherapie zu verdanken. Bei diesem Behandlungskonzept wird zunächst die Schilddrüse chirurgisch entfernt. Übrig gebliebene Tumorreste werden durch die nachfolgende Bestrahlung mit radioaktivem Jod 131 zerstört. Das Jod nehmen die Patienten meist in Form einer Kapsel ein. Da die Schilddrüse als einziges Organ des menschlichen Körpers die Fähigkeit hat, Jod in ihren Zellen hochkonzentriert anzureichern, lagern sich die radioaktiven Substanzen ausschließlich in diesem Gewebe ab und zerstören es. Andere Organe wie etwa der Magen oder die Speicheldrüsen erhalten nur eine geringfügige Strahlendosis, die unschädlich ist. Die Radiojodtherapie wird schon seit fast 70 Jahren angewendet und gilt als nebenwirkungsarm. Auch im Langzeitverlauf erweist sie sich als sicher.
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