Psychische Krankheiten bei älteren Menschen häufiger als angenommen
Bisher sind Ärzte davon ausgegangen, dass die Häufigkeit psychischer Erkrankungen im höheren Alter sinkt. Eine Studie Universitätsklinikums Hamburg‐Eppendorf (UKE) zeigt nun, dass Angststörungen und Depressionen in der Altersgruppe der 65- bis 85-Jährigen häufiger vorkommen als bislang angenommen. Demnach litt ein Drittel der Untersuchten im vergangenen Jahr an einer psychischen Erkrankung, ein Viertel war akut betroffen. Am häufigsten wurden Angststörungen (17%) und Depressionen (14 %) diagnostiziert.
Bessere psychotherapeutische Versorgungsangebote gefordert
„Die Ergebnisse sind insbesondere vor dem Hintergrund der bisher angebotenen Gesundheitsleistungen erschreckend“, sagt Prof. Dr. Martin Härter, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am UKE. Es sei dringend geboten, bis dato beinahe gänzlich fehlende psychotherapeutische Versorgungsangebote für Menschen im höheren Lebensalter zu etablieren.
Ausgangspunkt für die Studie war die Annahme, dass die gültigen Diagnoseverfahren für Erwachsene schlechter für die Diagnose von psychischen Krankheiten bei älteren Menschen geeignet sind, etwa weil die Fragen zu lange und zu kompliziert sind. Die Wissenschaftler am UKE entwickelten deshalb ein speziell für ältere Menschen angepasstes Diagnoseverfahren. Mit diesem Verfahren wurden dann 3.100 Menschen im Alter von 65 bis 85 Jahren in Spanien, Großbritannien, Deutschland, Italien, Israel und in der Schweiz untersucht.
Unzureichende Diagnostik
Die Forscher gehen davon aus, dass viele Erkrankungen mit der herkömmlichen Diagnostikmethoden unentdeckt bleiben. „Wir brauchen bessere und verlässlichere Wege, um zu eruieren, ob ein älterer Mensch an einer psychischen Erkrankung leidet“, so die Studienautoren im „British Journal of Psychiatry“, wo die Studie soeben publiziert wurde.
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