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Posttraumatische Belastungsstörung: Wer zum Grübeln neigt, wird eher krank

Freitag, 8. Juli 2016 – Autor:
Prinzipiell kann jeder an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkranken. Doch eine Studie zeigt, dass bestimmte Denkmuster das Risiko für solche Reaktionen erhöhen. Damit ergibt sich jedoch auch ein Ansatz für gezielte Trainingsprogramme.
Posttraumatische Belastungsstörung verhindern

Grübeln erhöht das Risiko für eine Posttraumatische Belastungsstörung – Foto: hikdaigaku86 - Fotolia

Ein psychisch besonders belastendes Ereignis kann zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Zu solchen Ereignissen gehören zum Beispiel schwere Unfälle, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen oder Kriegshandlungen, wobei die Betroffenen Gefühle von Hilflosigkeit und Kontrollverlust empfinden. Notfallsanitäter sind besonders häufig mit belastenden Situationen konfrontiert. Schwere Unfälle, Suizidversuche oder lebensbedrohliche Krankheiten gehören zu ihrem Berufsalltag. Diese Erfahrungen steigern das Risiko, eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Aber nicht jeder Betroffene erkrankt in der Folge schwerer traumatischer Erlebnisse. Forscher um Professor Anke Ehlers vom Institut für experimentelle Psychopathologie an der University of Oxford wollten daher herausfinden, ob es bestimmte Risikofaktoren gibt, die dazu führen, dass Notfallsanitäter im Berufsalltag eher eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.

Selbstvertrauen stärkt die Widerstandskraft gegen Posttraumatische Belastungsstörung

Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler zunächst 386 Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter während ihrer Ausbildung zu möglichen Risikofaktoren. In den folgenden zwei Jahren wurde mit Fragebögen und Interviews alle vier Monate erfasst, welche belastenden Ereignisse die Befragten erlebt hatten und wie sie darauf reagierten. So konnte festgestellt werden, wer im Laufe der zwei Jahre Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder Depression entwickelte. Am Ende der Studie machten die Befragten Angaben zu verschiedenen Aspekten ihres Wohlbefindens. Dazu zählten Anzeichen für Burnout, Anzahl der Arbeitsfehltage, Schlaflosigkeit und Lebensqualität.

Fast alle Personen erlebten während ihrer Ausbildung mindestens eine sehr stark belastende Situation. 8,6 Prozent der Befragten entwickelten in den folgenden zwei Jahren eine Posttraumatische Belastungsstörung, 10,6 Prozent eine Depression. Wie sich zeigte, waren Menschen, die stark zum Grübeln neigten, besonders anfällig dafür, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Zudem stellte sich heraus, dass es nicht auf die Anzahl der traumatischen Ereignisse vor und während der Ausbildung ankam. Vielmehr war der Grad an Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Belastungen fertig zu werden, ein entscheidender Faktor.

Veränderung von Denkmustern könnte helfen

„Es sind also weniger die belastenden Ereignisse an sich, die eine psychische Störung vorhersagen, sondern mehr die eigenen Denkmuster und der individuelle Umgang mit diesen Erfahrungen“, so Ehlers. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob gefährdete Personen während ihrer Ausbildung besonders unterstützt werden können, um dadurch das Risiko von Depressionen und Posttraumatischen Belastungsstörungen zu senken. „Es lässt sich nicht vermeiden, dass Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter schlimme Situationen erleben“, sagt Anke Ehlers, „aber es gilt zu prüfen, ob gezielte Trainingsprogramme zur Veränderung von Denkmustern dazu beitragen können, die psychische Widerstandskraft gegen Extrembelastungen zu erhöhen."

Foto: © hikdaigaku86 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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