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Pflege als Wertschöpfung statt als Kostentreiber

Mittwoch, 26. November 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Die Nordischen Länder könnten beim Thema Pflege Vorbild für Deutschland sein. Das machte Dr. Cornelia Heintze, die gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie hierzu durchgeführt hat, auf der 1. Berliner Pflegekonferenz deutlich.

Selbständig bis ins hohe Alter - Skandinavien zeigt, wie. – Foto: © Franz Pfluegl 2006 - Fotostudio Pfluegl

„Wir sind in Deutschland sehr schnell geneigt, alles unter Kostenaspekten zu betrachten.“ Dr. Cornelia Heintze, die auf der von SpectrumK veranstalteten Konferenz über internationale Pflegesysteme referierte, wollte bewusst aber den Blick auf die Wertschöpfung lenken: „Ich kann genauso gut fragen, was ein System in der Lage ist zu leisten.“ Vorbildlich seien in dieser Betrachtung die nordischen Länder, bei denen der Output im Vordergrund stehe. Prinzipiell unterstützten die skandinavischen Länder, dass ältere Menschen so lange wie möglich selbständig leben können. So erhielten auch Menschen, die nur einen geringen Unterstützungsbedarf haben – wie zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Hausarbeit – Assistenzleistungen. „Wer hier in Deutschland Bedarf hat, bekommt hingegen keine Unterstützung.“ Auch würde der Grundsatz Reha vor Pflege bei den Nachbarn wirklich gelebt.

In Schweden werden pflegende Angehörige von der Kommune angestellt

Heintze sprach auch das Thema Angehörigenpflege an – und die Herausforderungen in Deutschland, Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen. „Da muss man nur mal nach Schweden schauen: Wer sich dort als Angehöriger entscheidet, die Pflege selbst zu übernehmen, kann einen Vertrag mit der Kommune schließen und bekomme dann Lohnersatzleistungen und einen Ersatzarbeitsplatz bei der Kommune.“ Das mache die Entscheidung deutlich leichter. Darüber hinaus seien in allen skandinavischen Ländern technische Assistenzsysteme weit verbreitet – und würden vom Staat bezahlt. „Insgesamt geben die nordischen Länder etwa das Dreifache der Deutschen für Pflegleistungen aus. 

Leistungen von der GKV in die Pflegeversicherung zu verlagern, ist der falsche Weg

Dabei wird ein großer Teil der Ausgaben sogar noch ins Gesundheitssystem verlagert.“ Im Gegensatz dazu versuche man in Deutschland, möglichst viele Leistungen in die Pflege zu verlagern, was insbesondere den Grundsatz Reha vor Pflege ad absurdum führe. Dr. Heintze: „Wir müssen hier in Zukunft sehr viel stärker auch eine integrative Gesamtbetrachtung machen – und vor allem überlegen, wie wir das Thema Pflege künftig betrachten wollen – als Kostentreiber oder als Wohlstandsfaktor.“ 

Foto: Fotolia

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Pflege

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