Patienten mit Herzschwäche profitieren von Telemedizin
„Die Ergebnisse der Evaluation zeigen deutlich die großen Chancen der telemedizinischen Versorgung für diese Patientengruppe“, so Professor Wolfgang Hoffmann, Leiter des Instituts für Community Medicine der Uni Greifswald. Für die Studie – einen sogenannten „pragmatic clinical trial“ - hat er mit seinen Mitarbeitern die Sterblichkeit von 1943 Patienten im Programm mit der von 3719 herkömmlich versorgten Herzinsuffizienz-Patienten der AOK Nordost verglichen.
Die Patienten in der Kontrollgruppe stimmen nach Hoffmanns Angaben in verschiedenen Kriterien genau mit den Patienten im Programm überein. Dazu zählen Rahmendaten wie Alter, Geschlecht und Durchschnittskosten der Versorgung im letzten Jahr, aber auch krankheitsbezogene Kriterien wie Schwere der Erkrankung, Anzahl der Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz und psychische Begleiterkrankungen. Das Ergebnis: „Nach zwei Jahren war die Überlebenswahrscheinlichkeit in der Teilnehmergruppe signifikant besser als in der Kontrollgruppe.“
Patienten mit Herzschwäche leben mit Telemedizin länger
Auch nach einem Jahr zeigten sich schon deutliche Unterschiede. Während in der Kontrollgruppe dann 13,6 Prozent der Patienten verstorben waren, waren es in der Interventionsgruppe nur elf Prozent. Damit lag die Überlebenswahrscheinlichkeit 45 Prozent höher als in der Kontrollgruppe. „Wir haben in ungewöhnlicher Deutlichkeit einen Überlebensvorteil“, sagte Hoffmann. Hinzu kommt: „Die Kosten sind niedriger durch die Teilnahme am Programm.“ Bis zu 2000 Euro pro Jahr betragen die Einsparungen nach Hoffmanns Berechnungen bei durchschnittlichen Behandlungskosten von knapp 16.000 Euro jährlich.
Telemedizin unterstützt Herzinsuffizienz-Patienten und Ärzte
Das Versorgungsprogramm AOK Curaplan Herz Plus wird von der AOK Nordost in Berlin und Brandenburg angeboten. Derzeit nehmen daran rund 3000 Versicherte mit Herzinsuffizienz teil. Voraussetzung für die Aufnahme ins Programm ist, dass die Patienten im Lauf des letzten Jahres wegen ihrer Herzerkrankung im Krankenhaus behandelt wurden. Im Rahmen des Programmes werden sie über ihre Erkrankung geschult. Zudem stellen sie sich täglich auf die Waage und beantworten dem einfach zu handhabenden telemedizinischen Kontrollgerät fünf Fragen. Die Daten werden per Mobilfunk an die Gesellschaft für Patientenhilfe übertragen. Sie informiert bei Auffälligkeiten an den telemetrischen Werten den behandelnden Arzt des Patienten und sorgt dafür, dass der Patient einbestellt wird. So sollen Dekompensationen vermieden und Krankenhausaufenthalte verhindert werden.
„Damit werden Patienten nicht nur im alltäglichen Leben mit ihrer Erkrankung unterstützt, sondern ihre behandelnden Ärzte durch gezielte Informationen und Zuweisung der Patienten genau zum kritischen Zeitpunkt entlastet“, so Dr. Steffen Mark Sonntag, Kardiologe am Unfallkrankenhaus Berlin und Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Patientenhilfe.
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