OP des Grauen Stars benötigt viel Erfahrung
Bei einem Grauen Star (Katarakt) verhärten und trüben sich die Augenlinsen. Meist geht dann kein Weg mehr an einer Operation vorbei. Bei dem Eingriff wird die Linsenkapsel geöffnet, der Linsenkern mit Hilfe von Ultraschall zerkleinert und abgesaugt, und dann wird die Linse durch ein Implantat ersetzt. „Auch wenn die Kataraktoperation ein Routineverfahren ist, können Komplikationen auftreten“, erklärt Thomas Reinhard, Generalsekretär der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Das Können und die Erfahrung des operierenden Augenarztes sind daher entscheidend für die Sicherheit des Patienten.
Grauer Star wird häufig operiert
Mit rund 600.000 operierten Augen pro Jahr gehört die Operation des Grauen Stars zu den häufigsten Eingriffen in Deutschland. Dennoch handelt es sich dabei immer um einen individuellen Eingriff mit bestimmten Risiken. Durch Operationserfahrungen lässt sich das Risiko für Komplikationen aber von vier auf einen Prozent senken - das belegte nun eine Studie der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg.
Anhand von Berichten über insgesamt 5475 Kataraktoperationen recherchierten die Forscher, ob nach der OP Schäden an der Hinterkapsel der Augenlinse aufgetreten waren – die häufigste und gefährlichste Komplikation, die in der Kataraktoperation vorkommt; im Extremfall kann sie das Sehvermögen des Patienten dauerhaft beeinträchtigen. Anhand der Daten erstellten die Augenheilkundler eine Lernkurve, die das handwerkliche Können eines Augenarztes im Verhältnis zu seiner Erfahrung anzeigt. Sie zeigt, dass das Risiko für Komplikationen mit vier Prozent am höchsten bei Nachwuchs-Operateuren ist, die weniger als 300 Eingriffe durchgeführt haben. Danach verringert sich das Risiko auf einen Prozent oder weniger.
DOG rät zu 300 Eingriffen unter Aufsicht
Die DOG rät bereits seit 2012 Nachwuchs-Augenärzten zu mindestens 300 Eingriffen unter Aufsicht eines erfahrenen Kollegen, bevor sie bei der Operation eines Grauen Stars eigenverantwortlich zu Werke gehen. Durch die Freiburger Studie sieht sich die DOG nun bestätigt. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Mindestanforderungen der DOG ein geeignetes Maß sind, um die Qualität in der Kataraktchirurgie zu verbessern“, so Reinhard.
Es sei sogar denkbar, die Kriterien noch weiter zu verschärfen, erklärt der Generalsekretär weiter. Junge Ärzte mit weniger als 300 Fällen Erfahrung sollte immer ein Kollege anleiten. Die Freiburger Untersuchung ist die erste Studie, die den Lernfortschritt angehender Kataraktchirurgen so detailliert festhält.
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