Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ökonom O‘Neill: Mehr Geld für neue Antibiotika dringend benötigt

Dienstag, 10. Februar 2015 – Autor:
Die Weltgemeinschaft muss dringend mehr Geld in die Antibiotikaforschung stecken, andernfalls bahnt sich eine Katastrophe mit Millionen Todesopfern an. Zu diesem Schluss kommt der Ökonom Jim O'Neill in einem aktuellen Bericht für die britische Regierung.
Ökonom O‘Neill: Mehr Geld für neue Antibiotika dringend benötigt

O’Neill legt erschütternde Prognose vor: Antibiotikaresistenzen gefährden die gesamte Medizin

Antibiotikaresistenzen nehmen rasend schnell zu, während die Forschung keine neuen Substanzen entgegenzusetzen hat. Die bedrohliche Lage ist seit Jahren bekannt. Nun hat der international bekannte Ökonom Jim O'Neill im Auftrag des britischen Premierministers David Cameron die Situation analysiert und einen detaillierten Bericht vorgelegt. Darin warnt der Ökonom, dass bis 2050 durch die mangelnde Versorgung mit Antibiotika jährlich mit zehn Millionen Todesopfern zu rechnen ist.

Das sind mehr Menschen als derzeit an den Folgen von Krebs sterben. Die weltweiten Kosten werden laut O’Neill in der Folge auf 100 Milliarden US-Dollar ansteigen.

O’Neill fordert Innovationsfonds

In den USA wurden zwischen 2010 und 2014 rund 26 Milliarden Dollar für die Krebsforschung ausgegeben. Im gleichen Zeitraum erhielt die HIV-Forschung 14 Milliarden Dollar. Dagegen wurden in die Erforschung antimikrobieller Resistenzen nur 1,7 Milliarden Dollar investiert. Angesichts dieser Zahlen fordert der Experte die Kluft der Mittel für die Forschung zwischen Krebs und Antibiotika endlich zu schließen.

„Wir wissen, dass es keine Wunderwaffe gegen Antibiotikaresistenzen gibt, deswegen muss die Weltgemeinschaft jetzt handeln“, so Jim O’Neill. Der Ökonom schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor. Unter anderem fordert er, einen weltweiten Innovationsfonds für die Unterstützung neuer wissenschaftliche Visionen und Ideen einzurichten, in den Internationale Geldgeber rund zwei Milliarden Dollar einzahlen sollten. Außerdem empfiehlt der Experte eine Neubewertungbestehender Medikamente, die Verringerung unnötiger Verschreibungen durch bessere Testverfahren, die Ausbildung einer neuen Generation von Wissenschaftlern sowie die Beobachtung der Ausbreitung von Resistenzen.

Ohne Antibiotika sind auch andere Therapien gefährdet

O’Neill bezeichnete die Antibiotikaforschung als „armen Verwandten“ der Erforschung chronischer Krankheiten. „Aber ohne Antibiotika kann auch die Behandlung dieser Krankheiten gefährdet werden“, sagte er. Zahlreiche Behandlungsansätze von der Chemotherapie bis hin zur Chirurgie seien nur durch Antibiotika möglich.

Der Ökonom wurde bei seinem Bericht vom Londoner Wellcome Trust unterstützt. Dessen Direktor Dr. Jeremy Farrar kommentierte: “Der Bericht zeigt, was Regierungen und internationale Geldgeber ab sofort tun können, aber auch jeder Einzelne von uns kann eine Beitrag leisten." Jetzt müssten alle handeln.

Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Antibiotika , Antibiotikaforschung , Antibiotikaresistenzen

Weitere Nachrichten zum Thema Antibiotikaresistenzen

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin