Experten geben darin Empfehlungen zu Therapie und Diagnostik. Prof. Thomas Müller, Chefarzt der Neurologischen Klinik im St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee, hat in der Fachzeitschrift Der Neurologe und Psychiater (DPN) die wichtigsten Ratschläge zusammengefasst.
Einen Schwerpunkt legt die neue Leitlinie laut Müller auf nicht-medikamentöse Zusatz-Behandlungen, vor allem Physiotherapie. Betroffene sollten in allen Phasen der Erkrankung Zugang zu einer zeitlich ausreichenden physiotherapeutischen Behandlung erhalten, heißt es dort. Eine solche Therapie sei aufgrund der vielschichtigen Problematik der Parkinson-Patienten sehr zeitaufwändig. Die europäischen physiotherapeutischen Leitlinien empfehlen fünfmal 30 bis 60 Minuten wöchentlich.
Nordic Walking hilft bei Parkinson
In der Frühphase der Krankheit sollte die Physiotherapie darauf ausgerichtet sein, die Bewegungsverarmung zu begrenzen. Besonders geeignet sind Trainingsverfahren, bei denen große Bewegungen, Bewegungs-Rhythmus und Schnelligkeit geübt werden, wie etwa beim Nordic Walking.
In fortgeschrittenen Stadien raten die Autoren zum Training der Haltungsbalance („Schubstraining“) oder zu Techniken, um Gangblockaden zu überwinden. Auch in schwersten Krankheitsstadien sei physiotherapeutische Behandlung zur Verbesserung von Transfers und Vermeidung von Muskel- und Sehnenverkürzungen empfehlenswert, zitiert Müller die Leitlinien-Autoren.
Parkinson: Ergotherapie erhält die Selbstständigkeit
Bei Sprechstörungen verweist die Leitlinie auf eine logopädische Sprechtherapie mit dem Ziel, Stimmlautstärke und Tonumfang zu verbessern und die Verständlichkeit des Sprechens zu optimieren. Eine logopädische Schlucktherapie legt sie bei Schluckstörungen nahe. Generell wird den Patienten eine Ergotherapie empfohlen. Sie soll helfen, am Arbeitsplatz, im häuslichen Umfeld und in der Freizeit länger aktiv und selbstständig zu bleiben.
Schließlich verweist die Leitlinie noch auf Verfahren wie Musik-, Tanz-, Kunst- oder Theatertherapie. Solche Interventionen „richten sich auch auf die Förderung der Selbst- und Körperwahrnehmung, die Stärkung des Selbstwertgefühls sowie die Unterstützung bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven“. Zudem verbesserten sie „die Lebensqualität, die soziale und selbstbestimmte Teilhabe sowie die Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens.“
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