Niedriger diastolischer Blutdruck kann Herz schaden
Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Langzeitstudie Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) hervor, an der 11.565 Probanden teilnahmen. Sie waren zu Beginn der Untersuchung im Schnitt 57 Jahre alt. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.
Probanden mit einem diastolischen Blutdruck von 60 bis 69 mm Hg zeigten höhere Troponin-Spiegel, eine stärkere Zunahme dieses Biomarkers über sechs Jahre und eine größere Anzahl von Herz-Ereignissen über 21 Jahre, verglichen mit den Probanden mit einem diastolischen Blutdruck von 80 bis 89 mm Hg. Konkret gab es ein höheres Risiko für die koronare Herzkrankheit, auch das Sterblichkeitsrisiko war höher.
Starke Senkung des systolischen Blutdrucks nutzt nicht jedem
Studien-Autor Dr. John McEvoy von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore betonte, dass es sich um eine Korrelation handele. „Wir können nicht sicher sagen, dass es kausal ist", denn ARIC ist eine reine Beobachtungsstudie.
Dennoch veränderten die Mediziner in der Folge die Blutdruck-Behandlung. „Es gibt einige Patienten, die eine starke Senkung des systolischen Blutdrucks schlechter vertragen, besondere diejenigen, die schon zu Beginn der Behandlung koronare Schäden oder eine linksventrikuläre Hypertrophie aufweisen“, so McEvoy.
Niedriger diastolischer Blutdruck kann Herz schaden
Das Ergebnis, sagen die Forscher, relativiert eine Konsequenz aus der viel diskutierten SPRINT-Studie. Die belegte eine Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse und der Gesamt-Sterblichkeit bei Patienten, bei denen der systolische Blutdruck auf unter 120 mm Hg gesenkt wurde.
„Niedriger ist möglicherweise nicht immer besser in Bezug auf die Blutdruckkontrolle“, schreibt Dr. Deepak Bhatt von Harcard Medical School in Boston in Editorial zur ARIC-Studie.
Zu große Spanne zwischen Anspannung und Entspannung
Herzschäden durch einen niedrigen diastolische Blutdruck drohten dann, wenn der systolische Blutdruck über 120 mm HG lag. Lag er darunter, gab es keine Auffälligkeiten. Die Entwicklung eines Herzschadens scheint somit am wahrscheinlichsten, wenn der systolische Blutdruck hoch und der diastolische Blutdruck niedrig ist und so eine zu große Spanne zwischen Anspannungs- und Entspannungsphase des Herzmuskels entsteht. Dabei sei es unerheblich, ob der systolische Blutdruck durch die Medikamente oder aus anderen Gründen niedrig ist, heißt es in dem Fachportal kardiologie.org.
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