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Neues Ultraschallverfahren könnte Zahl der Biopsien verringern

Dienstag, 15. April 2014 – Autor:
Bei Verdacht auf Prostatakrebs entnehmen Ärzte den betroffenen Männern in der Regel ein Dutzend Gewebeproben. Ein neues Ultraschallverfahren könnte die Anzahl der Biopsien nun halbieren. ANNA/C-TRUS wurde letzte Woche in Berlin vorgestellt.
Neues Ultraschallverfahren könnte Zahl der Biopsien verringern

Neue Technik erspart überflüssige Gewebeproben. Das Verfahren zur Diagnostik von Prostatakrebs muss sich aber erst noch behaupten.

Mit einer Tastuntersuchung und der Bestimmung des „prostataspezifischen Antigens“ (PSA) erhalten Urologen wichtige Hinweise auf bösartige Veränderungen in der Prostata. Liegt der Verdacht auf ein Prostatakarzinom vor, entnehmen die Mediziner den betroffenen Männern in der Regel zehn bis zwölf Gewebeproben, die anschließend von Pathologen auf Krebszellen untersucht werden. Da die Biopsien aber nicht immer exakt das Tumorgewebe treffen und zudem schmerzhaft sind, wird schon lange nach Möglichkeiten gesucht, sowohl die Trefferquote zu erhöhen als auch die Zahl der Gewebeentnahmen zu reduzieren.

Neues Ultraschallverfahren

Ein letzte Woche in Berlin vorgestelltes Ultraschallverfahren namens ANNA/C-TRUS soll das nun leisten können. Nach Auskunft des Flensburger Urologen Prof. Tillmann Loch ermöglicht das Verfahren mittels transrektalem Ultraschall und einer digitalen Bilddatenbank, die verdächtigen Areale einzugrenzen und die Gewebeproben ganz gezielt zu entnehmen. Dadurch ließe sich die Zahl der Gewebeproben von bisher zwölf auf sechs reduzieren, meinte Loch, der das Verfahren maßgeblich entwickelt hat und die Sektion Urologie bei der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall (DEGUM) leitet. Auch Wiederholungsuntersuchungen ließen sich dadurch in vielen Fällen vermeiden.

Prostatakrebs: Abgleich mit Bildern ermöglicht zielgenauere Punktion

Bei dem Verfahren wird die Prostata vom Enddarm aus „geschallt“ und die aktuellen Bilder von einem Computer-System mit über 1.000 Befunden von bereits erkanntem Prostatakrebs abgeglichen. Finden sich auf den aktuellen Ultraschallbildern Ähnlichkeiten mit bereits gefundenem Krebs, markiert das Programm diese rot. Der Arzt kann dann die krebsverdächtigen Areale gezielt überprüfen. „Die gezielte Punktion der Verdachtsregionen erhöht die Trefferquote und senkt die Zahl der notwendigen Stanzbiopsien“, sagte Loch. Schon 2004 ist der Urologe dafür mit dem Maximilian-Nitze-Preis ausgezeichnet worden – der höchsten wissenschaftliche Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Momentan zeigt sich die urologische Fachgesellschaft dem Verfahren gegenüber aber noch zurückhaltend, da noch größere, aussagekräftige Studien fehlen.

Urologen können online an ANNA/C-TRUS teilnehmen

Bislang erfolgen Biopsien zur Früherkennung von Prostatakrebs zwar auch unter Ultraschallkontrolle, aber das eigentliche Tumorgewebe stellt sich auf den Bildern nur schlecht dar. Deshalb werden üblicherweise zwölf Gewebeproben an unterschiedlichen stellen der Prostata entnommen, um den Tumor auch ja zu erwischen. Tillmann Loch zufolge gleicht dieses Vorgehen eher dem Zufallsprinzip. „Die üblichen, systematisch räumlich nach dem „Schiffeversenkenmuster“ aufgeteilten Gewebeentnahmen der Prostata ist vergleichbar mit einem Lotteriespiel, bei dem es einem Hauptgewinn entspricht, wenn man einen Tumor in seiner größten Ausdehnung und an der Stelle seiner höchsten Aggressivität trifft“, sagte Loch. Das schlimmste Szenario sei, einen großen aggressiven Tumor nur am Rand zu treffen und dadurch fälschlicherweise zu glauben, es sei nur ein kleiner Tumor.

In Deutschland nutzen derzeit rund 100 Ärzte ANNA/C-TRUS. Nach Auskunft der DEGUM kann das Verfahren online genutzt werden. „Teilnehmen können alle Urologen, deren Ultraschallgerät in der Lage ist, die Bilder digital zu speichern“, so die Fachgesellschaft.

Foto: © Tyler Olson - Fotolia.com/Test

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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