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Neues nutzen – auf Bewährtes nicht verzichten!

Freitag, 26. Juni 2015 – Autor: Cornelia Wanke
Wird es bei der Therapie von Menschen mit Asthma und COPD ein radikales Umdenken geben? Auf der Jahrestagung der US-amerikanischen Fachgesellschaft ATS (American Thoracic Society) in Denver diskutierten Experten kürzlich über bewährte und neue Therapien.

Alles neu in der Asthmatherapie? – Foto: WavebreakmediaMicro - Fotolia

Unter den Experten waren unter anderem auch Professoren aus Deutschland, die international zu den großen Experten im Atemwegsbereich zählen: Prof. Dr. Peter Kardos, niedergelassener Pneumologe in Frankfurt, berichtete, es kämen nun immer mehr Kombinationen auf dem Markt, bei denen man nur einmal am Tag inhalieren muss. Er warnte aber davor, diese als „Heilsbringer“ in Sachen Compliance zu sehen: „Man meint, mit diesen neuen Therapien das Compliance-Problem lösen zu können. Das ist aber leider nicht so. Ich sehe in meiner Praxis zunehmend gerade jüngere Patienten, die weder einmal noch mehrmals am Tag inhalieren – sie machen gar nichts. Und haben deshalb entsprechend mit ihrem Asthma zu kämpfen.“

Braucht man inhalative Kortikoide überhaupt noch bei der Flut an innovativen Präparaten? Ja, meinen Experten

Bei COPD gibt s laut Kardos sogar einen Trend, inhalative Kortikoide ganz aus der Therapie zu verbannen – „und das überrascht mich doch sehr, weil es ja Studien mit Tausenden von Patienten gibt, die eine erstklassige Evidenz aufweisen.“ In diesen Studien konnte die Zahl der Exazerbationen um bis zu 30 Prozent gesenkt werden. Statt die Kortikoide also aus der Praxis zu verbannen, sollten Ärzte besser darauf achten, „dass nur die Patienten mit inhalativen Kortikoiden behandelt werden, die es brauchen. Das heißt: Wir müssen so behandeln, wie es vor 10 Jahren in die Zulassung geschrieben wurde – und wie es auch in die Leitlinien steht“, so Kardos.

Auch bei Asthma und COPD gibt einen Trend hin zur personalisierten Medizin

Prof. Johann Christian Virchow von der Uni Rostock sieht Deutschland im Bereich der Atemwegserkrankungen auf einem Weg hin zur „personalisierten, weil längste schon individualisierten Medizin. Denn wir sind ja schon dabei, bei der COPD diejenigen Patienten „herauszufiltern“, die mehr von inhalativen Steroiden profitieren, als andere.“ Stichwort Individualisierung oder Phänotypisierung: Da gehe der Trend hin zu Biologicals wie Interleukin 12 und Interleukin 13. Virchow: „ Man muss aber sehen, dass das natürlich auch nur eine symptomatische Therapie sein kann, die in das Krankheitsgeschehen zwar bremsend eingreift, aber keinesfalls kurativ ist. Und da wird die Frage eben sein, zu welchem Preis es ein Medikament geben wird – und welche Patienten dann davon profitieren können.“ Würden neue Medikamente in diesem Bereich sehr teuer angeboten (Stichwort Hepatitis C), werde man es natürlich nur sehr wenigen, schwer erkrankten Patienten geben können. Virchow: „Aber wenn es zu einem vernünftigen Preis angeboten wird, könnte es eine Therapieoption für eine Menge von Patientengruppen sein.“

Auf die Frage, ob die Medizin bei all den neuen Präparaten überhaupt noch die „alten“ Kombinationspräparate brauche, meinte Virchow: „Auf die wird man trotzdem nicht verzichten können. Und es wird ohnehin schwierig sein, die bewährten Kombinationen in ihrer Wirkung zu schlagen. Niemand wird sich trauen, auf die zu verzichten und nur noch auf Biologicals zu setzen.“

Foto: Fotolia - WavebreakmediaMicro

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

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