Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neuer Therapieansatz gegen Hepatitis B und D

Montag, 5. September 2016 – Autor:
Hepatitis B und D sind bisher schwer zu behandeln. Nun haben Wissenschaftler einen neuen Virusblocker gefunden, der Hoffnung macht. In zwei Studien konnte der Wirkstoff bereits erfolgreich getestet werden.
Neuer Ansatz gegen Hepatitis B und D

Foscher haben einen neuen Wirkstoff gegen Hepatitis B und D entwickelt – Foto: jarun011 - Fotolia

Hepatitis D ist ein Virus, das, um sich vermehren zu können, die Hülle des Hepatitis-B-Virus braucht. Daher taucht eine Hepatitis-D-Infektion nur als sogenannte „Koinfektion“ mit Hepatitis B auf. Gleichzeitig kann eine zusätzliche Infektion mit Hepatitis D eine chronische Hepatitis B deutlich verschlechtern. Bisher sind beide Erkrankungen schwer zu behandeln. Bisherige Therapien für Hepatitis B führen in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht zur Ausheilung, und für Hepatitis D gibt es bisher überhaupt keine spezifische Therapie. Nun haben Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) einen Virusblocker gegen Hepatitis B und D entwickelt, der bereits in zwei Studien mit Erfolg getestet wurde.

Neuer Wirkstoff senkt Viruslast

Am Universitätsklinikum Heidelberg konnte das Team um DZIF-Professor Stephan Urban mit Myrcludex B einen Wirkstoff entwickeln, der in vitro und in Tierversuchen den Eintritt von Hepatitis B- und -D-Viren in die Leberzelle blockiert. In einer ersten Studie haben die Wissenschaftler nun gezeigt, dass der Wirkstoff vom Menschen sehr gut vertragen wird. In der noch laufenden zweiten Studie, die am Moscow Regional Research Clinical Institute in Russland durchgeführt wird, konnte die Annahme bestätigt werden, dass Myrcludex B tatsächlich einen Effekt auf Hepatitis D-Viren hat.

„Die Zwischenergebnisse dieser Studie zeigen, dass Myrcludex B nach einem halben Jahr die Last an Ribonukleinsäuren des Hepatitis-D-Virus in einem Teil der Patienten bei guter Verträglichkeit deutlich senkte und zu einer Normalisierung der Leberwerte führte“, fasst Urban die Ergebnisse zusammen. Da es für Hepatitis-D-Infektionen das erste spezifisch wirkende Mittel wäre, sehen die Forscher gute Chancen für eine schnelle Weiterentwicklung. „Myrcludex B ist der erste Vertreter einer neuen Therapieklasse für Hepatitis B und D“, erklärt auch Professor Walter E. Haefeli, der die Phase-I-Studie gemeinsam mit Dr. Antje Blank am Universitätsklinikum Heidelberg durchführte. Die Forscher hoffen, dass sich die positiven Effekte in größeren Therapiestudien, die gerade anlaufen, bestätigen.

Hepatitis D führt zu Leberzirrhose und Krebs

Eine akute Hepatitis B heilt in über 90 Prozent der Fälle innerhalb der ersten sechs Monate von alleine aus. Eine chronische Hepatitis B verläuft von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Zwar gibt es milde Verläufe, doch die Infektion kann auch nach einigen Jahren oder Jahrzehnten zu Zirrhose und/oder Leberkrebs führen. Bei einer chronischen Hepatitis-D-Infektion haben die meisten Betroffenen keine Symptome, bis sie Zirrhose oder Leberkrebs entwickeln. Hepatitis D gilt als gefährlichster Hepatitis-Virus. Das häufigste Symptom ist sowohl bei chronischer Hepatitis-B- als auch Hepatitis-D-Infektion Müdigkeit. Weltweit leiden etwa 350 Millionen Menschen an Hepatitis B und 25 Millionen Menschen an Hepatitis D.

Foto: © jarun011 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Hepatitis , Hepatitis A , Hepatitis B , Hepatitis C , Leberkrebs , Leber

Weitere Nachrichten zum Thema Hepatitis

Hepatitis macht oft erst spät Beschwerden und bleibt daher häufig lange unentdeckt. Dabei ist eine möglichst frühe Behandlung für den Therapieerfolg wichtig. Zudem kann Hepatitis von Mensch zu Mensch – beispielsweise beim Sex – übertragen werden. Auch aus diesem Grund sollte jeder wissen, ob er von der Virusinfektion betroffen ist.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin