Neue Wohnformen sind bei Älteren und Jüngeren gefragt
"Eine differenzierte Versorgungslandschaft, die sich an den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen orientiert, ist immer mehr gefragt. Dieser Trend wird sich durch die generelle Zunahme der Pflegebedürftigkeit weiter verstärken", sagte WIdO-Geschäftsführer und Mitherausgeber des Pflege-Reports, Prof. Klaus Jacobs, bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Pflege-Report des WIdO ist in diesem Jahr zum ersten Mal erschienen
Für den erstmals erscheinenden Pflege-Report 2015 hat das WIdO nach eigenen Angaben eine repräsentative Bevölkerungsbefragung der Generation "50 plus" zu Pflegealternativen zwischen Heim und Häuslichkeit durchgeführt. Demnach sind die alternativen Wohn- und Versorgungsformen "Betreutes Wohnen", "Mehrgenerationenhaus", "Senioren-WG" und "24-Stunden-Pflege" den meisten über 50-Jährigen bekannt (89 bis 97 Prozent). Jeder zweite der Befragten hat sich mit "Betreutem Wohnen" schon näher beschäftigt (52 Prozent), bei den anderen drei Formen ist es rund jeder Dritte (Mehrgenerationenhaus: 37 Prozent, Senioren-WG: 31 Prozent, 24-Stunden-Pflege: 29 Prozent).
„Die Umfrage zeigt, dass bei einem Großteil der Befragten alternative Wohn- und Versorgungsformen auf Sympathie stoßen“, schreibt das WIdO in einer Pressemitteilung. Nach seinen Angaben werden mit dem "Betreuten Wohnen", das für 54 Prozent der Generation "50 plus" attraktiv ist, insbesondere eine professionelle Pflege und gute medizinische Versorgung verbunden. Im "Mehrgenerationenhaus" (52 Prozent Attraktivität) sehe jeder Zweite einen attraktiven sozialen Rahmen der gegenseitigen Unterstützung von Jung und Alt, so das WIdO. Die "24-Stunden-Pflege" (41 Prozent Attraktivität) steht für die Chance eines professionellen pflegerischen und medizinischen Arrangements im häuslichen Umfeld, „allerdings um den Preis des ständigen Zusammenlebens mit wechselnden Fremden“, wie das Institut schreibt. Und mit der "Senioren-WG" (39 Prozent Attraktivität) verbinden die Befragten den Erhalt sozialer Kontakte und das Zusammenleben von Menschen in ähnlicher Lebenslage, aber auch die Gefahr, dass diese Gemeinschaft mit Alten alt macht.
Für die jüngeren Menschen sind neue Versorgungsformen ein Muss
Noch deutlich ausgeprägter seien die Attraktivitätswerte der neuen Wohn- und Versorgungsformen bei den jüngeren Menschen der Generation "50 plus". So erreichten etwa die Werte bei den 50- bis 60-Jährigen für das Mehrgenerationenhaus 58 Prozent und für die Senioren-WG 48 Prozent. Prof. Adelheid Kuhlmey von der Charité Berlin und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2015 sagte hierzu: „Die mit Abstand bevorzugte Versorgungsform bleibt weiterhin die häusliche Pflege in der angestammten Wohnumgebung durch vertraute Angehörige. Umso bemerkenswerter ist die wachsende Offenheit, die insbesondere die Jüngeren der Generation '50 plus' den neuen Formen von Pflegearrangements entgegenbringen."
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