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Neue Therapieansätze gegen Rheuma

Montag, 14. Dezember 2009 – Autor:
Der mit 2.500 Euro dotierte Avrion-Mitchison-Preis des Deutschen Rheumaforschungszentrums Berlin geht in diesem Jahr an Dr. rer. nat. Kai Kessenbrock, San Francisco, und Diplom-Biologin Inka Albrecht, Berlin. In ihren Studien belegen die beiden Nachwuchswissenschaftler neue Erkenntnisse über entzündlich-rheumatische Vorgänge.
Neue Therapieansätze gegen Rheuma

Inka Albrecht, Foto: DRFZ

Das Deutsche Rheumaforschungszentrums Berlin (DRFZ) hat den Preis am 1. Dezember 2009 in Berlin im Rahmen der Albrecht-Hasinger-Lecture für zukunftsweisende Ansätze für die Behandlung von Rheuma verliehen.

Beide Forscher experimentieren an Zellen der körpereigenen Abwehr. Denn bei Rheuma ist das Immunsystem fehlgeleitet: Anstatt den Körper zu schützen, greifen die Immunzellen Knorpel, Knochen und Gefässe an. Sie rufen damit entzündliche Prozesse hervor, die zu schmerzhaftesten Beschwerden führen. Die neutrophilen Granulozyten etwa - sie machen den grössten Teil der weissen Blutkörperchen aus - erzeugen Substanzen, die diese Entzündung bei Rheuma fördern. Wie so genannte Serinproteasen wirken, zeigte Kessenbrock in Studien an Mäusen: Serinproteasen schalten eine Mittlersubstanz aus, die eine Entzündung verhindern könnte. In einer zweiten Studie untersuchte der aus Bad Neuenahr stammende Biowissenschaftler die so genannten Neutrophil Extracellular Traps (NETs). Sie sind mit antimikrobiellen Wirkstoffen bestückt, um Bakterien abzutöten. NETs scheinen mit verantwortlich für rheumatische Entzündungen in den kleinen Blutgefässen, Vaskulitis genannt. Liessen sich Serinproteasen und NETs zukünftig medikamentös hemmen, könnte dies Rheuma lindern.

Neue Therapieansätze

Die Krankheit beruft sich auf ein immunologisches Gedächtnis - sie kehrt in Schüben wieder. Teil der Erinnerung sind die T-Helfer-Zellen (Th-Zellen). Einige von ihnen greifen immer wieder das gesunde Gewebe an. " Entscheidend ist es, diese Zellen ausfindig zu machen", sagt Professor Dr. rer. nat. Andreas Radbruch, Direktor des DRFZ. Wie sich "böse" Th-Zellen von gesunden unterscheiden, fand die Berliner Preisträgerin Inka Albrecht mithilfe einer Analyse der Erbsubstanz heraus. "Twist1" ist eines der Gene, das ausschliesslich in den entzündungsfördernden Zellen aktiv ist. Die Biologin entdeckte damit den ersten Biomarker in Th-Zellen im Gewebe von Menschen mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. "Wenn es uns gelingt, die schädlichen Zellen gezielt auszuschalten, kommen wir im Kampf gegen Rheuma einen grossen Schritt voran", betont Radbruch.

Preis für Rheumaforschung

Das DRFZ vergibt den Avrion-Mitchison-Preis für Rheumaforschung seit dem Jahr 2000 zu Ehren seines Gründungsdirektors. Der Preis zeichnet jährlich die beste experimentelle, klinische oder epidemiologische Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Rheumatologie aus. Die Albrecht-Hasinger-Lecture lesen herausragende Rheumaforscher seit 1994 zum Gedenken an Albrecht Hasinger, einer der Gründungsväter des DRFZ. Sowohl das Preisgeld als auch die Veranstaltung der Lesung ermöglicht die Schering Stiftung.

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