Neue Substanzklasse soll Chemotherapie wirksamer machen
Die neue Substanzklasse, die Münchner Krebsforscher jetzt entdeckt haben, hat einen kurzen Namen: T8 heißt die nicht-toxische Verbindung, die künftig bei der Therapie von Tumoren hilfreich sein könnte. Wie die Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der TU München (TUM) in der aktuell in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie – International berichten, soll T8 Krebszellen für eine Chemotherapie sensibilisieren, so dass bestehende Resistenzen verringert werden können. Genau wie bei vielen anderen hochwirksamen Medikamenten besteht nämlich auch bei Chemotherapeutika die Gefahr, dass Krebszellen Resistenzen entwickeln. Die Therapie wirkt dann nicht mehr beim Patienten. „Eine Möglichkeit, das zu umgehen, ist, Chemotherapeutika zusammen mit Verbindungen zu verabreichen, die die Krebszellen gegen die Medikamente sensibilisieren und einen programmierten Zelltod auslösen“, sagt Angelika Vollmar, Inhaberin des Lehrstuhls „Pharmaceutical Biology“ an der LMU.
Chemotherapie: T8 verstärkt den programmierten Zelltod
Ein Vorteil der neuen Verbindung sei, dass sie alleine nicht toxisch und ihre Wirkweise reversibel sei. Nur in Verbindung mit einem Chemotherapeutikum entfalte sie ihre Wirkung. Vollmar: „Die Kombination einer subtoxischen Konzentration von Etoposid und der neuen T8-Verbindungen führt zu erhöhten Raten programmierten Zelltods.“
Vollmar war Teil des Entdeckerteams von T8. Gleichzeitig war es der interdisziplinären Arbeitsgruppe gelungen, eine neue Zielstruktur zu identifizieren, die für viele zelluläre Funktionen eine Rolle spielt. An der so genannten Proteindisulfidisomerase (PDI) greifen laut Forscherin Vollmar die Verbindungen der neuen Substanzklasse an.
Neues Target PDI
In zahlreichen Tests hatten die Forscher herausgefunden, dass T8 verschiedene Krebszellen, darunter Brustkrebs- und Leukämiezellen, gegen das Arzneimittel Etoposid sensibilisiert. Etoposid wird in der Chemotherapie eingesetzt, um das Wachstum der Krebszellen zu hemmen. Diesen Wirkmechanismus konnten die Wissenschaftler in verschiedenen biologischen und chemischen Laborstudien belegen. „Unsere Studien zeigen, dass T8 eine vielversprechende Verbindung ist, um eine Vielzahl verschiedener Krebszellen für Chemotherapeutika zu sensibilisieren“, fasst Professor Stephan Sieber von der TU München die Ergebnisse zusammen.
Im nächsten Schritt wollen die Forscher die Substanzklasse weiter optimieren, um sie anschließend in unterschiedlichen Tumormodellen in vivo zu testen. Dabei wollen sie nach eigenen Angaben auch mehr über die Bedeutung der PDI als Tumor-Target lernen.
Foto: Helios