Neue Leitlinie: Wer Helicobacter behandeln lassen sollte
Etwa die Hälfte der erwachsenen Menschen in Deutschland ist mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert. Das erste Anzeichen ist häufig eine Entzündung der Magenschleimhaut: die akute Gastritis. Geht diese in eine chronische Entzündung über, kann es zu Komplikationen kommen. Auf dem Boden der chronischen Gastritis entstehen bei jedem fünften Patienten Magenbeschwerden bis hin zu Geschwüren im Magen- und Zwölffingerdarm.
Langfristig erhöht der Keim das Magenkrebsrisiko, und er ist auch für das MALT-Lymphom, ein seltener Lymphdrüsenkrebs, verantwortlich. Die neue Leitlinie empfiehlt daher eine Eradikationstherapie, also die Beseitigung des Keims, für bestimmte Risikogruppen.
Wer Helicobacter behandeln lassen sollte: Risikogruppen
„Die Beseitigung von Helicobacter pylori lindert nicht nur die akuten Beschwerden bei einer Magenschleimhautentzündung, einem Magen- oder einem Zwöffingerdarmgeschwür“, sagt Prof. Peter Malfertheiner, Direktor der Universitätsklinik für Gastroenterologie in Magdeburg und einer der beiden Leitlinienkoordinatoren. „Sie hat auch das Potential, das Widerauftreten von Geschwüren und die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern.“
Bei nahen Verwandten von Magenkrebspatienten oder bei Menschen, die bereits eine Krebserkrankung in der Frühphase durchgemacht haben, rät die DGVS daher zu einer Behandlung – auch dann, wenn die Patienten keine Beschwerden haben.
Wer PPI nimmt, sollte Helicobacter behandeln lassen
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) hemmen die Bildung von Magensäure. Ärzte verschreiben sie häufig zur Behandlung der Refluxkrankheit, also bei Sodbrennen. Menschen, die sie länger als ein Jahr nehmen, sollten den Magenkeim entfernen lassen. „Die Behandlung mit diesen Säureregulatoren führt auf Dauer zu einer Atrophie oder zu einer Intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut. Diese nicht mehr rückbildungsfähigen Veränderungen erhöhen wiederum das Magenkrebsrisiko“, erläutert Malfertheiner.
Auch bei Patienten, die dauerhaft ASS oder nicht-steroidale Antirheumatika einnehmen und daher ein erhöhtes Risiko für Magenblutungen mitbringen, sollten Ärzte eine Helicobacter-Behandlung erwägen. Darauf weist Leitlinienkoordinator Prof. Wolfgang Fischbach, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, hin. Die Beseitigung des Keims kann das Risiko für Magenblutungen senken.
So wird Helicobacter beseitigt
Voraussetzung für eine Behandlung sei der Nachweis des Keims, betont der Experte. Da kein Testverfahren hundertprozentig sicher ist, sollten zwei Tests positiv ausfallen. Die neue Version der Leitlinie lässt eine Ausnahme zu: Wird der Keim bei einer Magenschleimhautentzündung in einer Gewebeprobe nachgewiesen, sind weitere Tests nicht mehr nötig.
Die Eradikationstherapie ist in der Regel erfolgreich. Sie erfordert jedoch die Mitarbeit und die Geduld des Patienten, der mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss. Standard ist eine Tripeltherapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor.
Helicobacter kann gegen Antibiotikum resistent sein
Ist der Keim gegen eines der Antibiotika resistent, sollten Ärzte zu einer Therapie mit vier Wirkstoffen wie der Bismut-basierten Quadrupeltherapie greifen. „Dies betrifft häufig Menschen mit Migrationshintergrund oder Patienten, die zuvor schon mit Clarithromycin oder einem verwandten Antibiotikum behandelt wurden“, erklärt Fischbach: „In diesen Fällen ist das Risiko hoch, dass die klassische Tripeltherapie nicht anschlägt.“
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