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Multiresistente Keime auf Patienten-Händen

Mittwoch, 4. Mai 2016 – Autor:
Nicht nur Ärzte und Pfleger müssen auf sorgfältige Händehygiene achten, um Klinikinfektionen besonders mit multiresistenten Keimen zu vermeiden. Auch die Patienten sollten dazu angehalten werden. Das ist das Ergebnis einer US-Studie, die im Vorfeld des Welthändehygienetages am 5. Mai erschien.
Händewaschen schützt vor der Ausbreitung von Keimener einAuch Patientenhände können Keime übertragenertragen ap

Händewaschen ist der einfachste Schutz vor Infektionen – Foto: ©beeboys - stock.adobe.com

 

Die Forscher stellten fest, dass Patienten häufig multiresistente Keime an ihren Händen mitbringen, wenn aus einem Krankenhaus in eine Reha-Einrichtung entlassen werden. Dort erwerben sie dann noch mehr multiresistente Keime. Die Wissenschaftler der University of Michigan Medical School in Ann Arbour hatten dafür 357 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 76 Jahren untersucht.

Von ihren Händen wurde ein Abstrich genommen, an Handflächen, Fingern und um den Fingernagel herum. Sie wurden auf Methicillin-resistenten Staphylococcus Aureus (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) und gegen Ceftazidim, Ciprofloxacin und Imipenem resistente gramnegative Bakterien (RGBN) getestet, am ersten und am 14. Tag ihre Aufnahme in die Reha-Einrichtung und dann einmal im Monat.

Händehygiene: Multiresistente Keime an Patienten-Händen

Fast ein Viertel (24,1 Prozent) (86 von 357) der Patienten hatte mindestens einen multiresistenten Keim an den Händen, als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Im weiteren Verlauf stieg die Anzahl der mit resistenten Keimen besiedelten Patienten sogar auf 34,2 Prozent (122 von 357). Insgesamt 67,2 Prozent der Patienten, die einen multiresistenten Keim aus dem Krankenhaus mitgebracht hatten, trugen ihn auch noch am Tag ihrer Entlassung aus der Reha-Einrichtung.

Auf die Händehygiene der Patienten zu achten, ist keine gängige Praxis in Krankenhäusern, so die Forscher. Aufgabe wäre es, entsprechenden Strategien zu entwickeln, um diesen zusätzlichen Risikofaktor für eine Keimübertragung zu verringern.

Händewaschen ist auch im Alltag der einfachste Infektionsschutz

Auch im Alltag schützt regelmäßiges und gründliches Händewaschen vor Infektionen. Daran erinnert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Der von der WHO initiierte Welthändehygientag richtet sich zwar in erster Linie an Personen, die in Gesundheitsberufen tätig sind. Doch jeder könne dazu beitragen, das Ansteckungsrisiko für sich und andere zu senken.

Bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden laut BZgA über die Hände übertragen. Dazu gehören Erkrankungen wie Erkältungen oder die Grippe. Gründliches Händewaschen senkt die Anzahl der Keime an den Händen auf bis zu ein Tausendstel. Damit verringert sich das Risiko, dass Erreger beispielsweise mit dem Essen in den Mund oder über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper gelangen oder an Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen weitergereicht werden.Besonders ansteckend beispielsweise sind Noroviren, die eine Magen-Darm-Infektion auslösen.

Händewaschen halbiert Risiko von Durchfallerkrankungen

Dass Händewaschen tatsächlich die Häufigkeit von Infektionskrankheiten senkt, wurde in vielen Studien untersucht und bestätigt. Auf Basis verschiedener Untersuchungen wird beispielsweise geschätzt, dass sich durch das gründliche Waschen der Hände mit Wasser und Seife das Risiko von Durchfallerkrankungen fast halbiert.

Die Hände sollten nicht nur gewaschen werden, wenn sie sichtbar schmutzig sind. Denn Krankheitserreger sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Daher sollten Sie sich im Alltag regelmäßig die Hände waschen, heißt es bei der BZgA.

Foto: Gina Sanders

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80 Prozent aller Infektionskrankheiten werden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ungewaschene Hände übertragen. Unsichtbar verteilen sich damit Bakterien und Viren auf Alltagsgegenstände, die dann von anderen berührt werden. Manche PC-Tastatur ist stärker keimbelastet als eine Klobrille.

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