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Morbus Menière: Kortikosteroid so wirksam wie Gentamycin

Montag, 19. Dezember 2016 – Autor: Anne Volkmann
Bei Morbus Menière kann das Antibiotikum Gentamycin nachweislich die Anzahl der Schwindelattacken reduzieren. Nun konnten Forscher in einer Studie zeigen, dass Prednisolon, ein Kortikosteroid, genauso wirksam ist.
Schwindel behandeln

Bei Morbus Menière kommt es zu wiederkehrendem Drehschwindel – Foto: pathdoc - Fotolia

Das hervorstechendste Symptom von Morbus Menière, einer Erkrankung des Innenohrs, ist immer wiederkehrender Schwindel, aber auch Tinnitus sowie eine Verminderung des Hörvermögens treten häufig auf. Morbus Menière ist nicht heilbar, doch die Schwere und die Häufigkeit der Attacken können durch Medikamente vermindert werden.

Wirksam sind dabei unter anderem Injektionen mit Gentamycin, einem Antibiotikum, ins Mittelohr. Aber auch die intratympanale Applikation von Kortikosteroiden kann helfen; zudem soll Kortison das Innenohr weniger schädigen als Gentamycin. Welches Medikament jedoch besser gegen den Schwindel wirkt, wurde bisher noch nicht eindeutig nachgewiesen. Nun haben Forscher in einer randomisierten Vergleichsstudie zeigen können, dass Methylprednisolon ebenso gute Ergebnisse zeigt wie Gentamycin. Die Resultate der Studie wurden kürzlich im Fachmagazin Lancet veröffentlicht.

Schwindel unter Steroid um 90 Prozent reduziert

Das Ärzteteam um den Neurootologen Dr. Mitesh Patel vom Imperial College in London untersuchte für die Studie 60 Personen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, die an Morbus Menière litten und auf bisherige Therapien nicht angesprochen hatten. Die Probanden erhielten im Abstand von zwei Wochen jeweils zwei intratympanale Injektionen mit 62,5 mg/ml Methylprednisolon oder mir 40 mg/ml Gentamycin. Die Studienteilnehmer wurden zwei Jahre lang beobachtet.

Wie sich zeigte, konnten die Injektionen in beiden Gruppen die Zahl der Schwindelattacken signifikant reduzieren. In der Gentamycingruppe wurde die Rate um 87 Prozent und in der Steroidgruppe um 90 Prozent gesenkt. Beide Medikamente wurden in der vorliegenden Studie gut vertragen.

Gentamycin kann Innenohr schädigen

Nach Ansicht der Studienautoren sollte daher Patienten mit Morbus Menière eine Behandlung mit Kortikosteroiden vorgeschlagen werden, vor allem, wenn sie – wie beispielsweise Musiker – unbedingt auf ihr Gehör angewiesen sind. Denn es kam zwar in der aktuellen Untersuchung unter Gentamycin nicht zu Schädigungen des Gehörs, doch das Antibiotikum kann theoretisch die Sinneszellen im Innenohr zerstören. Nicht selten kommt es daher zwar tatsächlich zu einer Beseitigung des Schwindels, aber auch zur Innenohrschwerhörigkeit.

Die genauen Ursachen von Morbus Menière sind bisher nicht bekannt. Vermutet wird eine Stoffwechselstörung der Endo- oder Perilymphe, mit denen die Gänge und Hohlräume des Innenohres gefüllt sind. In der Folge entsteht vermutlich ein Überdruck im Innenohr, was zu den genannten Symptomen führt. Die Erkrankung wird meist zunächst mit Diäten oder Diuretika behandelt. Erst wenn diese Maßnahmen nicht anschlagen, kommen andere Therapien zum Einsatz.

Foto: © pathdoc - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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