Morbus Bechterew: Frühe Behandlung beugt Folgeschäden vor
Morbus Bechterew (spondylits ankylosans) betrifft Gelenke, Sehnen und Knochen der Wirbelsäule, aber auch anderer Teile des Skeletts. Zu dem typischen Erscheinungsbild des zum Teil fast waagerecht nach vorne gebeugten Oberkörpers kommt es aber nur in schweren Fällen. Bei vielen Betroffenen ist der Verlauf hingegen so mild, dass die Erkrankung nie oder erst sehr spät diagnostiziert wird. Allerdings ist eine frühe Diagnose wichtig, um möglichen Folgeerscheinungen rechtzeitig entgegenzuwirken.
Krankengymnastik und Medikamente können Folgeschäden mildern
Das A und O der Behandlung von Morbus Bechterew sind regelmäßige Bewegung, eine aufrechte Haltung und Krankengymnastik. So kann dauerhaften Verkrümmungen entgegengewirkt haben. Zum Einsatz kommen auch Wärme- oder Kälte-Therapien. Während Wärme Schmerzen und Steifheit lindert, indem sie die Durchblutung fördert, wirkt Kälte vor allem entzündungsmildernd und schmerzlindernd. Ihr Einsatz ist daher bei akuten Entzündungsschüben sinnvoll. Als wirksam hat sich bei vielen Patienten auch eine Behandlung mit dem radioaktiven Edelgas Radon erwiesen.
Gegen die Schmerzen kommen in erster Linie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Es gibt Hinweise, dass eine regelmäßige Einnahme (bei ausreichendem Management der Nebenwirkungen) nicht nur die Schmerzen bekämpfen, sondern auch der Versteifung der Gelenke entgegenwirken kann. Noch stärker entzündungshemmend wirken Glukocorticoide, die aber nicht als Dauermedikation eingesetzt werden dürfen. Bei einem akuten Schub können sie jedoch als sogenannte „Stoßtherapie“ eingesetzt werden und bei starken Gelenkschmerzen sogar direkt in den Gelenkspalt injiziert werden. Operiert wird bei Morbus Bechterew hingegen selten. Allerdings kann eine Operation notwendig sein, wenn Hüft- oder Kniegelenke schwer beeinträchtigt sind. Bei schweren Verkrümmungen kann auch eine sogenannte Aufrichtungsoperation angezeigt sein.
In manchen Fällen kann auch eine Basistherapie mit langfristig krankheitsmodifizierenden Medikamenten wie Sulfasalazin oder Methotrexat angebracht sein. Und bei hoher Krankheitsaktivität werden zum Teil auch Medikamente eingesetzt, die das entzündungsfördernde Zytokin Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha) blockieren. Da diese Medikamente jedoch das gesamte Immunsystem beeinträchtigen, erhöht sich das Risiko schwerer Infektionen. Doch für stark betroffene Morbus-Bechterew-Patienten in einem frühen entzündlichen Stadium können diese Medikamente eine große Erleichterung bedeuten.
Augenentzündungen müssen schnell behandelt werden
Neben den beschriebenen Hauptsymptomen kommt es bei Morbus Bechterew nicht selten auch zur Schädigung der Augen, des Herzens oder anderer Organe. So tritt bei etwa 40 Prozent aller Betroffenen ein- oder mehrmals im Leben eine Iritis (Entzündung der Regenbogenhaut im Auge) auf. Es kommt dann zu Schmerzen an den Augen, die zudem druckempfindlich werden und sich röten. Eine Iritis muss unbedingt so schnell wie möglich behandelt werden, um bleibende Schäden zu vermeiden.
Trotz all dieser möglichen Folgen gibt es auch gute Nachrichten, denn bei vielen Patienten verläuft die Erkrankung relativ mild. So sind neun von zehn Morbus-Bechterew-Patienten auch nach einer Krankheitsdauer von 40 Jahren in ihrem alltäglichen Leben nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Die meisten können ihrer gewohnten Arbeit nachgehen. Zudem erlangen viele Patienten außerhalb der Schübe ihre normale Haltung zurück, und auch wenn die schmerzhaften Schübe über eine lange Zeit hinweg kommen und gehen, kommt die entzündliche Phase der Krankheit meist irgendwann zur Ruhe.
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